Ich gebe zu: Ich bin Handarbeiterin durch und durch. Und das sieht man meiner Wohnung auch an, pardon, unserer Wohnung: Das Wollregal gibt schon lange nicht mehr genügend Platz her und hier und da findet sich das ein oder andere angeschlagene Projekt, das noch fertiggestellt werden will. Abends ist der Griff zu Haken und Garn eigentlich schon selbstverständlich und so verbringen mein Liebster, mein Häkelprojekt und ich gerne die Abende gemeinsam auf dem Sofa. Doch wer kennt es nicht: Aus der Sicht unseres Lieblingsmenschen ist unsere große DIY-Leidenschaft ab und an auch mal mit vereinzelten Tücken des Alltags verbunden. Hier möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick in den Alltag von mir, meinem Schatz und meiner Häkelsucht geben und ich bin mir sicher: Ihr werdet sicherlich das ein oder andere Mal schmunzeln müssen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass ein Tag im Leben meines Freundes und mir auch den ein oder anderen Momentaufnahmen Eures Alltags nahe kommt…
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Überall Wollfäden, Wolle, Nadeln…
Es kann durchaus einmal passieren, dass der Liebste in eine herumliegende Häkelnadel tritt oder einzelne Wollfäden unter seinen Füßen umherträgt. Meine Meinung: Mein Schatz kann von Glück reden, dass meine Leidenschaft nicht der Glasbläserei oder Schmuckbasteln mit Draht gilt. Natürlich könnte ich hier und da etwas ordentlicher sein, das gestehe ich mir an dieser Stelle ein, ich verbuche das Ganze dennoch unter „kreativem Chaos“…
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„Kommst Du ins Bett?“ – „Ja gleich, nur noch diese eine Reihe…“
Wie aus dem Satz „Nur noch eben diese eine Reihe“ eine ganze Granny Square-Decke, zwei Mützen und ein Amigurumi werden kann, wissen wir wohl alle nur zu gut. Manchmal passiert es eben wie von Geisterhand, dass wir eigentlich wirklich nur noch diese eine Reihe oder Runde vor dem Schlafengehen häkeln wollen und plötzlich bricht ein neuer Tag an und wir maschen die eben genannte zweite Mütze ab. Zugegeben, auch wenn diese Situation vielleicht leicht überzeichnet ist, spiegelt sie dennoch unsere Leidenschaft wider. Mein Schatz hat sich an gelegentliche Nacht-Häkel-Marathons gewöhnt, umso mehr freut er sich dann aber über seine neue Mütze…
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Wenn der Einkaufsbummel zur Garn-Schnitzeljagd wird
Was als gemütlicher Samstagnachmittag-Schaufensterbummel zu zweit gedacht war, endet für meinen Freund gelegentlich in einer (so sagt er zumindest) „Tortur“. Denn es passiert nicht selten, dass aus dem Vorsatz „Nur gucken, nicht kaufen“ schnell ein wahrer Shopping-Wahn werden kann. Ich spreche hier wohl bemerkt von Woll-Shopping, nicht von Schuhen oder Klamotten. So kann also ein einziger Blick auf eine Schaufensterpuppe eine wahre Kettenreaktion auslösen: Schöner Schal – den könnte ich mir auch selber häkeln – dafür brauche ich Garn – viel Garn – Mohair oder Merino? – Wir klappern einfach die nächsten vier Wolllädchen ab und schauen mal… Also für mich persönlich ist das alles andere als eine Tortur, mein Liebster soll sich mal nicht so haben, zum Bundesliga-Anpfiff sind wir wieder zu Hause, oder zumindest zur zweiten Halbzeit, versprochen…
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„Macht Dir das wirklich Spaß?“
Wer kennt es nicht: Manchmal steckt einfach der Wurm drin. Und so kann es passieren, dass ein Projekt nicht nur einmal neu aufgeribbelt werden muss. Ich für meinen Teil neige dazu, mich manchmal beim Häkeln zu verzählen, was natürlich ärgerlich ist. Aber hey, lasse ich mich davon unterkriegen? Niemals! Zwar ärgere ich mich über meine Fehler, aber ich gebe nicht auf schwinge weiter fleißig den Haken, bis der Pullover, die Intarsiensocken oder die Pikot-Stola endlich fertig ist. Und während ich manchmal so vor mich hin häkele, wieder aufribbele, weiterhäkele, mich kurz ärgere und dann nach erneutem Ribbeln wieder häkele, kommt es vor, dass mein Freund mich (nicht zum ersten Mal) fragt: „Macht Dir das wirklich Spaß? Du ribbelst ja nur auf.“ Zugegeben, für ihn mag es manchmal tatsächlich so wirken, aber eben diese Momente sind die Herausforderungen, die ich so am Handarbeiten liebe – Sie wissen bestimmt, was ich meine…
Oft lachen mein Liebster und ich über diese kleinen „Tücken seines Alltags“ und trotz Wollfäden unter den Füßen und ausartenden Schaufensterbummeln ist er doch in der Tiefe seines Herzens froh über meine Leidenschaft, die ein wichtiger Teil meines Alltags ist. Immerhin bin ich nicht süchtig nach Fallschirmsprüngen oder Free Climbing. Seine neue Mütze zumindest liebt er heiß und innig und er hat auch schon das nächste Paar Häkelsocken bei mir in Auftrag gegeben…