Wir Strickfans nutzen beinahe täglich Wolle: Meter für Meter läuft der Faden vom Knäuel über
unsere Finger und Nadeln und wird schließlich zu einem einzigartigen Strickstück. Doch wisst Ihr eigentlich ganz genau, was Ihr da in den Händen haltet? Kaum zu glauben, aber Eure Wolle ist einmal um die halbe Welt gereist. Viele einzelne Schritte sind es von der Weide bis ins Wollfachgeschäft. Und da wir unsere Strickwolle so lieben, liegt es uns auch am Herzen, über diesen Weg mehr zu erfahren. Lang Yarns hat sich eine bequeme und gleichzeitig informative Lösung fur mehr Transparenz in Sachen Herkunft und Produktion einfallen lassen. Per Internet können wir dort mehr über unser Garn erfahren. Unter dem Slogan „trace your yarn“ wird eine Rückverfolgung des Knäuels bis zur Farm ermöglicht – ganz einfach über die Artikel- und die Partienummer. Das fanden wir so spannend, dass wir es gleich ausprobieren wollten. Also, her mit einem passenden Knäuel und los geht‘s!
An der Quelle: Südamerika
Die Reise startet natürlich beim Rohstoff, also bei der Wolle. Die Corriedale-Schafe, von denen sie kommt, leben im rauen Klima in Patagonien und Feuerland, im südlichen Teil Chiles und Argentiniens. Dank der Rückverfolgungsfunktion können wir uns sogar auf der Karte den genauen Standort der Schaffarm im Süden Chiles anzeigen lassen, von der unsere Rohwolle kommt und müssen staunen: Rund um die Farm gibt es viele Kilometer weit nichts außer atemberaubender Landschaft. Wir erfahren, dass jedem Tier rund ein Hektar zur Verfu?gung steht. Die Wolle der Schafe ist sehr gut zur Herstellung von robusten und pflegeleichten Garnen geeignet. Sie werden einmal im Jahr geschoren – dabei kommen bis zu 6 Kilo Rohwolle pro Tier zusammen. In der chilenischen Stadt Punta Arenas wird die Wolle gewaschen. Übrigens wird das dabei gewonnene Wollfett in der Kosmetikindustrie verwendet, denn es ist Bestandteil vieler Cremes und Salben. Für die gewaschene Wolle geht es dann per Schiff weiter Richtung Europa.
Weiterverarbeitung in Europa
Genauer gesagt, in der Region um die Stadt Biella in Norditalien. Hier wird die Wolle gekämmt, dabei werden die kurzen Faseranteile entfernt. Übrig bleibt das Ausgangsmaterial, welches in der
Spinnerei weiterverarbeitet werden kann, der Kammzug. Indem die Fasern immer stärker miteinander verdreht werden, entsteht daraus in mehreren Schritten das Garn, so wie wir es kennen. Aus dem Kammzug wird Vorgarn, und aus diesem wird Einfachgarn, welches dann zwei- oder dreifach verzwirnt wird. Dann ist es bereit zum Färben, schließlich hat es bislang noch die natu?rliche Farbe der Schafe. Der weiße Grundton der Wolle der Corriedale-Schafe ermöglicht dabei schöne strahlende Farben. Letzte Stationen in Italien sind das Dämpfen, das dem Garn seine finale Form verleiht, sowie das Aufwickeln zu Knäulen, um eine kompakte und handhabbare Größe und Menge zu erreichen.
In der Schweiz: Letzter Feinschliff
Der letzte Abschnitt der Reise führt in die Firmenzentrale von Lang Yarns in Reiden in der Schweiz, wo jede einzelne Partie auf Wasch- und Farbechtheit überprüft wird. Erst dann gibt es grünes Licht und das Garn wird in den Fachhandel verschickt und landet schließlich in unseren Händen.
Die “trace your yarn”-Option gibt es bei zahlreichen Lang Yarns-Wollqualitäten.
Bilder: Lang Yarns
Text: Carina Grünewald