Leinen wird seit Jahrtausenden aus den Fasern der Flachspflanze gewonnen, archäologische Funde datieren die Nutzung sogar bis weit vor die von Baumwolle. Lange Zeit war Leinen auch in Deutschland verbreitet, bis die Baumwolle einen großen Teil des Textilgewerbes für sich vereinnahmte. Mittlerweile hat das Material jedoch als hochwertiger Stoff wieder an Popularität gewonnen.
Leinen wird aus den Bastfasern der Flachspflanze hergestellt. Das fertige Gewebe wird auch als Leinwand bezeichnet und, richtig gedacht, dient seit jeher als Untergrund für Gemälde. Die Gewinnung von Flachsfasern gestaltet sich etwas aufwendig. Nach der Ernte und dem Entfernen der Samen wird das Flachs getrocknet, wodurch die Pflanzenhaut aufreißt. Das ist wichtig, damit bei der als Röste bezeichneten Behandlung durch Bakterien und Pilze die Bindung zwischen den Fasern und anderen Bestandteilen der Pflanze aufgebrochen werden kann. Der hölzerne Teil sowie die Epidermis werden entfernt und die Bastfasern der Pflanze können weiterverarbeitet werden. Das Rohmaterial wird wegen Umweltunverträglichkeit heutzutage nicht mehr chemisch aufgearbeitet. Viel schonender ist ein Bedampfungsverfahren, nach dem sich die Fasern zur Weiterverarbeitung trennen lassen. Die einzelnen Fasern durchlaufen danach eine Hechel – so wird das Gerät zum Reinigen und Parallelisieren der Fasern genannt – anschließend können sie versponnen werden.
Eine der hervorragendsten Eigenschaften von Leinen ist seine Fähigkeit, Schmutz abzuweisen, da die Fasern sehr glatt sind, kaum Luft einschließen und somit wenig anfällig für die Aufnahme von Bakterien und Verunreinigungen sind. Außerdem verleiht die glatte Oberfläche Leinen ein angenehm kühlendes Tragegefühl, weshalb es gern in tropischen Ländern genutzt wird. Aufgrund dieser besonderen Struktur ist das Material aber auch nicht leicht zu färben, daher waren im Mittelalter dunkel getönte Leinentücher recht teuer. Flachsfasern sind sehr robust und reißfest, da sie nicht elastisch sind und lassen den Stoff leicht knitteranfällig werden. Leinen ist jedoch nicht sehr scheuerbeständig, weshalb es bei starker Beanspruchung durch Reibung nicht langlebig ist. Bei der Reinigung ist daher zu beachten, dass es im Schonwaschgang der Maschine gewaschen wird. Desweiteren ist das Material gegenüber hoher Hitze unempfindlich – es kann sogar gekocht werden – es sei denn, es handelt sich um trockene Hitze. Deshalb ist es wichtig, Leinen immer feucht zu bügeln! Durch diese Hitzebeständigkeit ist das Material sehr hygienisch und wird gern für Tisch- und Bettwäsche sowie alle Arten von Bekleidung genutzt. Der natürliche Glanz sowie die unregelmäßigen Verdickungen der Kett- und Schussfäden verleihen durch ihre Struktur und Optik dem Stoff einen eigenen Charme, der ebenfalls zur Beliebtheit von Leinen beiträgt.

Der hier gezeigte Leinenstoff stammt aus meinem Privatvorrat. Die Struktur des Stoffes lässt sich sehr schön erkennen! Foto: R. Jüngling
Leinen eignet sich durch seine angenehmen Trageeigenschaften hervorragend als Sommerbekleidung. Probiert doch unseren Pyjama aus der Simply Nähen 01/16 mit einem sanft kühlenden Leinenstoff!