Satin galt in der Epoche der fahrenden Händler wie Marco Polo und Co. als luxuriöses Gut, das nur der Oberschicht vorbehalten war. Das Gewebe ist äußerst sensibel und wenig strapazierfähig. Auch heute noch ist dieser Stoff ein Sinnbild für Eleganz und Exotik, deswegen viele Abendkleider und Lingerie aus eben diesem Material hergestellt werden. Der schöne Name des Stoffes stammt übrigens von der spanischen Aussprache der chinesischen Stadt Quanzhou: Zaytoun oder Zaitun. Damals war sie eine wichtige Hafenstadt auf der Meeresroute des Seidenhandels.
Sinnlich, edel und leuchtend
Satin erhält seinen wunderbar schillernden Glanz durch die Atlasbindung, die auch als Satinbindung bezeichnet wird. Hierbei wird der Schussfaden unter einem Kettfaden geführt und anschließend über drei Kettfäden gewebt. Mehr über diese besondere Bindungsart erfährt Ihr hier. Maßgebend für die Stoffbezeichnung ist deswegen die Bindungsart und nicht der Rohstoff. Die verwendeten Materialien sind vielseitig und verändern die Eigenschaften des Stoffes – von fließend und hochglänzend, über steif und schwer bis hin zu leicht und matt. Alle diese Kombinationen sind möglich. Zur Steigerung des Glanzes werden endlose Filamente wie Seide- oder Viskosefäden bevorzugt. Neben der Bekleidungsindustrie wird Satin auch für Heimtextilien wie Bettwäsche oder Vorhänge verwendet.
Mit Satin nähen
Der Stoff ist sehr empfindlich – jeder Zieh- oder ausgerissene Faden ist durch die glänzende rechte Seite sofort sichtbar. Daher muss beim Zuschnitt bereits mit Vorsicht gearbeitet werden. Haltet die Schere so flach wie möglich oder benutzt einen Rollschneider mit rutschfester Unterlage. Die Stecknadeln sollten ebenfalls sehr fein sein, um keine Fäden zu ziehen, aber geeigneter sind Stoffklammern. So schädigt Ihr das Gewebe am wenigsten. Die Nähmaschinennadel sollte nicht stärker als Größe 60 sein. Legt zwischen Stoff und Transporteur Seidenpapier ein, damit sich die Lagen sich nicht verziehen. Gegen den Verzug helfen auch vorher eingearbeitete Heftstiche mit dünnem Heftgarn.
Andere Arten von Satin
Ausgehend vom Rohmaterial gibt es weitere bekannte Satinstoffe. So ist Duchessesatin ein schweres, stark glänzendes Gewebe aus Seide, Halbseide oder Kunstfaser und wird zu festlichen Roben oder als Futtermaterial von Mänteln verarbeitet. Der geschmeidige Crêpe Satin besteht aus stark verdrehten Schussfäden und besitzt unterschiedliche Stoffseiten: rechts glatt und schimmernd, links rau und fein genarbt. Baumwollsatin hat einen feinen Glanz und besteht aus Baumwolle. Die Naturfaser ist hautfreundlich und sehr saugfähig, daher wird dieser Stoff gerne für Bettwäsche oder Kissenbezüge verwendet. Eine Unterart des Baumwollsatins ist der Mako-Satin, dessen Rohmaterial die ägyptische Mako-Baumwolle ist.
Satin eignet sich wunderbar als Highlight an Kleidungsstücken. Mit der Upcycling-Anleitung aus der Simply Nähen 03/16 könnt Ihr eine Bluse mit einer schicken Satin-Rüsche aufpeppen! Habt Ihr bereits mit Satin genäht? Mit welchen Tricks konntet Ihr den anspruchsvollen Stoff bändigen?
Text: Ngoc Quynh Vy Nguyen, Bilder: shutterstock