Habt Ihr schon das herrliche Trachtentuch aus der Simply Häkeln 05/2018 gesehen? Das gute Stück wird mit dem flauschigen Klassiker Silkhair von Lana Grossa angefertigt, einer Garnmischung aus 70% edlem Mohair und 30% luxuriöser Seide. Ein ganz besonderer Hingucker bei dem zarten Maschentraum ist die kontrastfarbene Umrandung, die aus unzähligen Luftmaschenbögen und Pikots besteht. Diese gilt es ordentlich zu spannen und damit auch Euer Projekt in seiner ganzen Pracht erstrahlen kann, verraten wir Euch ein paar Tipps zu genau diesem Thema. Doch das ist noch nicht alles! Wir zeigen Euch Garnalternativen, mit denen Ihr das filigrane Tuch ebenfalls häkeln könnt. Haltet Euch fest, es wird spannen(d)!
Spannen von Mohairgarnen: Eine haarige Angelegenheit
Mohairgarne weisen einen zarten Flaum auf, der aus unzähligen feinen Härchen besteht, die vom Faden abstehen. Würde nun ein Projekt aus Mohairgarn in Wasser eingeweicht werden, verhaken sich die feinen Härchen untereinander und die Oberfläche vermattet. Mohairarbeiten dürfen deshalb nur sehr behutsam gespannt werden. Steckt die Arbeit auf die angegebenen Maße/in der gewünschten Form fest und benetzt es dann leicht mit Wasser aus einer Sprühflasche. Die Maschen dürfen nicht durchnässt sein, ein leichter “Tau” ist ausreichend.
Spannen von Baumwollgarnen: Mit Volldampf voraus
Baumwollgarne sind überaus robust, nicht umsonst kommt die pflanzliche Faser daher bei Wäschestücken zum Einsatz, die sogar gekocht werden können. So eine rabiate Behandlung müssen wir einem Häkeltuch natürlich nicht zukommen lassen, trotzdem muss die Arbeit gespannt werden, um dem Maschenbild seine finale Form zu verleihen.
Nachdem die Arbeit auf der Spannunterlage festgesteckt wurde, wird das Dampfbügeleisen auf Temperatur gebracht. Bei reinen Baumwollgarnen könnt Ihr die höchste Stufe wählen, bei Garnen mit Kunstfaserzusatz (etwa wie hier bei Cool Cotton mit 7% Elité) wird eine geringere Stufe gewählt – beachtet dafür die Angaben auf der Banderole. Das Bügeleisen wird dann so dicht über die Arbeit gehalten, dass der Dampf die Maschen durchdringen kann. Die Projektoberfläche darf jedoch nicht berührt werden, damit die Maschen ihr Volumen nicht verlieren.
Spannen von Mischgarnen: Gut betucht ans Ziel
Bei Mischgarnen müsst Ihr eine Spannmethode wählen, die für alle Fasern des Garns verträglich ist. Eine gute Möglichkeit dafür ist das Abdecken mit einem feuchten Tuch. Geschirrtücher eignen sich dafür ausgezeichnet, sie dürfen jedoch nicht tropfnass sein, wringt es deshalb ordentlich aus. Nachdem das Projekt gespannt wurde, wird das Tuch auf die Arbeit gelegt – fertig! Achtet darauf, dass es Kontakt mit den Maschen hat und nicht durch die Stecknadeln zeltartig hochgehalten wird. Wenn das Garn gemäß den Angaben auf der Banderole auch Hitze verträgt, kann das Tuch zusätzlich bedampft werden, das ist aber kein Muss.
Spannen von Wollgarnen: Alle Mann auf Tauchstation!
Vollbäder sind herrlich entpannend – das gilt auch für Projekte aus Wolle. Weicht Euer Projekt für 15–20 Minuten in maximal handwarmem Wasser ein. Wer mag, kann auch noch ein Waschmittel oder eine Wollpflege dazugeben, die nicht ausgespült werden muss. Nach der Einweichzeit hebt Ihr das Projekt aus dem Wasser, unterstützt es dabei unbedingt mit beiden Händen! Durch das aufgesogene Wasser ist die Arbeit viel schwerer und könnte aus der Form geraten, wenn sie nur an einem Punkt herausgezogen wird. Drückt das Wasser zunächst mit den Händen aus – auswringen ist hier strengstens verboten, denn auch das könnte die Maschen unrettbar verzerren. Legt das Projekt dann flach ausgebreitet auf ein Handtuch, rollt dieses auf und drückt die restliche Feuchtigkeit aus der Häkelarbeit. Danach müsst Ihr das Projekt nur noch auf der Spannunterlage feststecken.
Allgemeines zum Spannen
Dies war der Schnelldurchlauf zum Spannen von verschiedenen Garnen. Natürlich gibt es noch einige allgemeine Vorgehensweisen, die für alle Techniken gelten:
- Bei allen Techniken ist Wasser im Spiel, deshalb müssen unbedingt rostfreie Stecknadeln verwendet werden, sonst entstehen unschöne Flecke in der Arbeit.
- Beim Einsatz von Hitze müssen die Stecknadeln Glas- oder Metallköpfe aufweisen.
- Die Stecknadeln werden nicht in den Faden, sondern in Zwischenräume zwischen den Maschen eingestochen.
- “Zu viele Stecknadeln” gibt es nicht.
- Die Arbeit muss vollständig trocken sein, ehe sie von der Spannunterlage entfernt wird.
- Eine gute Luftzirkulation ist wichtig, damit das Garn schnell trocknen kann.
An die Häkelnadel!
Wie Ihr seht, könnt Ihr das romantische Trachtentuch nicht nur mit dem vorgeschlagenen Silkhair (oben links) anfertigen. Wer pflanzliche Fasern bevorzugt, kann zu Cool Cotton (oben rechts) greifen, das ein besonders klares Maschenbild erzeugt. Das Garn ist allerdings auch etwas dicker, weshalb das Tuch größer ausfallen wird.
Wer auf den zarten Flaum von Mohair nicht verzichten möchte, aber Garne mit etwas mehr “Substanz” bevorzugt, der ist mit Ecopuno (unten links) bestens beraten. Die Mischung aus Baumwolle, Schurwolle und Alpaka ist kuschelig weich und weist einen tollen Schimmer auf.
Cool Wool (unten rechts) wird geradezu über Eure Häkelnadel flitzen. Der Klassiker aus reiner Schurwolle lässt sich wunderbar verarbeiten, glänzt mit perfekter Maschendefinition und ist dazu noch in einer unglaublichen Farbvielfalt erhältlich. Ihr habt die Qual der Wahl!
Noch ein paar Tipps zum Tuch
Wenn Ihr jetzt noch nicht Eure Häkelnadel in der Hand habt, habe ich noch ein paar Tipps für Euch, damit Euer Tuch garantiert gelingt:
- Die Muscheln werden am Ende der Reihe nicht verankert, die gerade Seitenkante wird somit erst beim Häkeln der Umrandung “geschlossen”. Wer mag, kann jedoch nach der letzten ganzen Muschel eine Kettmasche in die oberste Wendeluftmasche der Vorreihe arbeiten.
- Der schräge Seitenrand gibt vor, wie weit das Tuch gedehnt werden kann. Arbeitet die Wendeluftmaschen zu Beginn jeder ungeraden Reihe daher etwas lockerer und steckt diese Seite beim Spannen zuerst fest.
- Beim Behäkeln des schrägen Seitenrandes hat sich folgende Maschenverteilung bewährt:
4 feste Maschen um die Wendeluftmaschen, 2 feste Maschen um jedes Stäbchen, 1 feste Masche in die Masche, in die auch die Muschel gearbeitet wurde.
Jetzt steht Eurem nächsten Projekt wirklich nichts mehr im Wege. Greift Euch Eure Häkelnadel und legt los!