Die kryptischen Symbole auf Garnbanderolen stellen Euch vor ein Rätsel und lassen große Fragezeichen in Euren Augen blinken? Dann lest jetzt weiter, denn wir erklären Euch ganz genau, was sich typischerweise alles auf einer Garnbanderole findet und was sich dahinter verbirgt.
Die Farbnummer
Viele Garne haben die blumigsten, buntesten Farbbezeichnungen, aber jedes hat auch eine Farbnummer. Dabei hat jeder Hersteller sein eigenes System. Die Nummer ist nicht nur unter dem Stichwort Color zu finden wie in diesem Beispiel, sondern kann auch als Farbe, Farb-Nr usw. bezeichnet werden. In jedem Fall erleichtert sie das Finden von Knäueln in derselben Farbe, was vor allem bei ähnlichen Nuancen hilfreich sein kann. Nichtsdestotrotz können Knäuel mit ein- und derselben Farbnummer leicht voneinander abweichen. Für Teile, die mehr als ein Knäuel brauchen, ist deshalb der nächste Punkt entscheidend.
Die Partie
Die Partie, auch Bad oder wie hier Lot genannt, gibt an, in welchem Farbbad das Garn gefärbt wurde. Knäuel, die hier dieselbe Nummer aufweisen, haben auch exakt dieselbe Farbe und weisen keine Abweichungen auf. Des ermöglicht das Ansetzen eines neuen Knäuels beim Stricken und Häkeln, ohne dass der Übergang zwischen den beiden farblich auffällt. Für Pullover, lange Schals und Co. ist deshalb eine Überprüfung der Partie-Nummer Pflicht! Reine Kunstgarne, wie zum Beispiel aus 100% Polyamid, weisen oft keine Partienummer auf. Weil die künstlichen Fasern rein durch den Menschen in der Fabrik beeinflusst werden (und nicht wie etwa beim Schaf von Ernährung und Wetterverhältnissen abhängig sind), ist immer ein einheitliches Färbeergebnis möglich.
Die Zusammensetzung
Die Zusammensetzung verrät Euch, aus welchen Fasern das Garn besteht und in welchen Anteilen diese vorhanden sind. Unser Beispielgarn besteht zu 75% aus Schurwolle und zu 25% aus Polyamid. Je nach Sitz des Herstellers und Verbreitung des Garns kann die Reihenfolge oder Anzahl der Sprachen abweichen. In der Regel findet Ihr aber auch die deutsche Bezeichnung des Materials auf der Banderole.
Die Lauflänge
Das Gewicht pro Länge gibt erfahreneren HäklerInnen und StrickerInnen erste Hinweise auf die Garnstärke. Aber auch für alle anderen liefert sie wichtige Informationen: Wie lang ist der Faden eines Knäuels? Und wie schwer ist er ungefähr? Beim Nachwiegen kann sich herausstellen, dass die angegebene Grammzahl nicht ganz genau erreicht wird – das Gewicht hängt unter anderem davon ab, wie viel Feuchtigkeit das Garn durch die Umgebung aufgenommen oder abgegeben hat.
Soll ein anderes Garn als in der Anleitung angegeben verwendet werden, helfen die Lauflängenangaben von Original und Ersatz beim Berechnen des Verbrauchs. Mehr dazu findet Ihr hier.
Ihr fragt Euch, warum manche Garne, obwohl sie das gleiche Gewicht auf die Waage bringen, unterschiedliche Lauflängen aufweisen? Das liegt unter anderem an der Zusammensetzung: Mohair beispielsweise ist deutlich leichter als Baumwolle, daher kann auf das gleiche Gewicht mehr Lauflänge untergebracht werden.
Häkel- und Stricknadelstärke
Die stilisierten Häkel- und Stricknadeln geben Auskunft darüber, welche Nadelstärke der Hersteller für dieses Garn empfiehlt. In diesem Fall werden sowohl die europäischen Stärken (in mm) angegeben als auch die US-amerikanischen. Bei einigen Banderolen werdet ihr Strick- und Häkelnadeln überkreuzt vorfinden oder die Buchstaben hinter den Zahlen vermissen. Im europäischen Raum könnt Ihr Euch in einem solchen Fall “mm” dazu denken und die handelsüblichen Nadeln verwenden.
Es handelt sich bei den angegebenen Stärken wie gesagt nur um Empfehlungen des Herstellers. Wollt Ihr ein sehr enges Maschenbild erzielen, greift Ihr zu kleineren Nadeln, für lockere Maschen zu größeren.
Die Maschenprobe
Die Maschenprobe gibt an, wie viele Maschen und wie viele Reihen gebraucht werden, um ein Quadrat von 10 x 10 cm zu erreichen. Die Angaben beziehen sich auf ein glatt rechts gestricktes Quadrat, für das Häkeln muss daher ein Blick in die Anleitung erfolgen! Tipps für eine gehäkelte Maschenprobe findet Ihr hier.
Vor allem für das Anfertigen von Kleidungsstücken ist die Maschenprobe wichtig. Weicht sie zu stark ab, sitzen die gefertigten Teile hinterher nicht richtig und der Frust ist groß. Wie auch bei der Nadelstärke gilt aber: Die Maschen- und Reihenzahlen sind nur Richtwerte, Eure persönliche Maschenprobe hängt von Eurer Strickfestigkeit ab! Habt Ihr mehr Maschen und Reihen als angegeben benötigt, strickt Ihr fester und könnt ruhig zu größeren Nadeln greifen. Bei weniger Maschen ist es umgekehrt, dann strickt Ihr lockerer und habt gute Chancen, mit kleineren Nadeln auf die angegebene Zahl zu kommen. Um eine möglichst genaue Maschenprobe zu erreichen, solltet Ihr etwa anderthalb mal so viele Maschen anschlagen, wie vorgegeben und ca. 15 cm hoch stricken. Dann können die Maschen in der Mitte des Probestücks ausgemessen werden, ohne dass die Werte durch sich verziehende Ränder oder ähnliches beeinflusst werden.
Verbrauch
Diese Symbole geben an, wie viel Garn der Hersteller ungefähr für einen Damenpullover der Größe 40 bzw. ein Paar Socken bis Größe 46 veranschlagt. Auch das ist abhängig von Eurer Strickfestigkeit und etwaigen Mustern, die Ihr zaubern möchtet!
Je nach Hersteller und Garn findet Ihr die Angaben auch ausgeschrieben, für Damen-, Herren- und Kinderpullover oder für Accessoires. Statt auf das Gesamtgewicht könnt Ihr auch auf eine Zahl stoßen, die die benötigten Knäuel bezeichnet. In welcher Form auch immer: Diese Information wird Euch in den meisten Fällen auf der Banderole geliefert.
Garnstärke
Das stilisierte Knäuel mit Banderole ist nicht auf jedem Knäuel zu finden. Die Zahl gibt die Garnstärke an, dabei gilt: je größer die Zahl, desto dicker das Garn. Die Zahlen reichen dabei von 0 bis 6. 0 steht für besonders feines Lacegarn und wird mit entsprechend kleinen Nadeln verarbeitet, während ein Garn der Stärke 3 ein echtes Allroundtalent ist und mit Nadeln der Stärke 3–4 verstrickt und verhäkelt wird. Garne der Stärke 6 verlangen große Nadeln ab Stärke 8. Wie auch bei der auf der Banderole empfohlenen Nadelstärke gilt: Das sind Richtwerte, auf die allein Ihr Euch keinesfalls verlassen solltet! Eine Maschenprobe gibt den besten Aufschluss darüber, wie fest Ihr persönlich strickt.
Waschsymbole
Diese Symbole dürften Euch geläufig sein, finden sie sich doch in jedem Kleidungsstück. Der Waschzuber mit der 40 und einem Unterstrich gibt an, dass unser Beispielgarn bei 40° C im Schonwaschgang gewaschen werden darf. Bei zahlreichen Garnen werdet Ihr eine Hand im Waschzuber finden – hier ist dann Handwäsche angesagt!
Das durchgestrichene Dreieck zeigt an, dass das fertige Werk aus diesem Garn nicht gebleicht werden darf.
Dafür darf es aber bei niedriger Temperatur in den Trockner, wie das Quadrat mit Kreis und Punkt im Inneren anzeigt. Auch Bügeln ist bei geringer Hitze kein Problem, erkennbar an dem kleinen Bügeleisen mit einem Punkt in der Mitte.
Falls das alles nichts hilft, kann dieses Garn sogar chemisch gereinigt werden! Womit? Das und weiteres zum Thema Pflegesymbole verraten wir Euch hier.
Schaut Euch die Waschsymbole auf der Banderole des Garns Eurer Wahl immer gut an und hebt diese am besten auf, damit Ihr lange Freude an Euren Stücken habt! Nicht jedes Garn verzeiht eine falsche Behandlung.
Wenn Ihr das nächste Mal vor prall gefüllten Garnregalen steht, könnt Ihr Euch mit Hilfe der Banderole ohne Fragezeichen das passende Garn für Euer Projekt aussuchen!