Das Hobby zum Beruf machen – diesen Traum erfüllte sich Nadra Ridgeway, indem sie 2011 ihr eigenes Patchworklabel „ellis & higgs“ gründete. Die 39-Jährige führt dabei noch ein kleines Ladenatelier in der Nähe von Frankfurt und gibt sowohl im Internet als auch an verschiedenen Standorten Kurse. Mit Nadra haben wir über ihre Arbeit und Träume gesprochen.
1. Was war der Anreiz, Dein Label zu gründen?
Selbstständig tätig zu sein und mit der Arbeit, die ich liebe, irgendwann Geld zu verdienen und meinen Unterhalt zu finanzieren, – das war mein Ziel, als ich mein Label nebenberuflich gegründet habe. Es hat sich herausgestellt, dass das machbar ist und darüber bin ich sehr glücklich. Die grobe Richtung ist geblieben, aber es hat einige Wendungen gegeben. Zu Beginn habe ich hauptsächlich Accessoires für Kinder entworfen und produziert. Mittlerweile entwerfe ich Schnittmuster, verkaufe Nähanleitungen und gebe Kurse.
2. Für den amerikanischen Stoffhersteller „Riley Blakes Designs“ entwirfst Du Stoffkollektionen, wie etwa zuletzt die Serie „Arbor Blossom“. Das Designen der Prints ist sicherlich spannend und zugleich herausfordernd. Was macht Dir daran am meisten Spaß?
Bevor ich mit der Arbeit an einer neuen Stoffkollektion beginne, mache ich mich auf die Suche nach Inspiration. Dabei können Bilder, Eindrücke auf Spaziergängen oder auch Erlebnisse eine Rolle spielen. Ich überlege, mit welchen Farben und Mustern ich gerne arbeiten möchte und wie die Stoffe später verwendet werden können. Ich blicke dabei sowohl nach vorne, als auch zurück: Mir ist es wichtig, dass die Stoffe meiner Kollektionen gut miteinander harmonieren und zusammen verarbeitet werden können. Aber gleichzeitig schaue ich auch immer nach Herausforderungen und versuche Elemente einfließen zu lassen, die noch nicht vorkamen.
Die Suche nach Inspiration und vor allem nach dem roten Faden, der sich durch die Kollektion ziehen soll, kann sehr schön, aber auch anstrengend sein. Es kommt schon mal vor, dass ich alles verwerfe und noch mal von vorne anfange. Der schönste Moment ist eigentlich der, wenn es „Klick“ macht und ich das Gefühl habe, dass jetzt alle Muster und Farben aufeinander abgestimmt sind. Dann kann ich mit der Feinarbeit beginnen, die Größe der Elemente festlegen und alles in den Rapport setzen, also ein wiederkehrendes Muster herstellen. Das erscheint einfach, kann aber hoch kompliziert sein. Diese Herausforderung macht mir am meisten Spaß.
3. Neben Deiner Arbeit gibst Du noch Kurse oder teilst auf Deinem Blog Tutorials rund ums Patchwork. Wo findest Du die Motivation dazu?
Es macht mir einfach großen Spaß, mein Wissen weiterzugeben und meine Freude am Patchworken zu teilen. Meist sind es die kleinen Tricks und Kniffe, die erst zu einem tollen Ergebnis führen. Das große Aha-Erlebnis hat schon einige Entmutigte überzeugt, doch weiterzumachen. Wenn sich meine BlogleserInnen oder KursteilnehmerInnen von dem Fieber packen lassen und mir ganz stolz die Bilder von ihren Werken schicken, ist das die beste Motivation!
4. Welchen Tipp würdest Du AnfängerInnen geben, wenn sie sich zum ersten Mal ans Patchworken und Quilten wagen?
Ich würde ihnen raten, mit einem ganz einfachen Muster zu beginnen. Beim Zusammennähen von simplen Quadraten lassen sich ganz hervorragend die Grundtechniken des Patchworkens üben und man kann nicht viel falsch machen. Das beginnt bereits mit der Vorbereitung der Stoffe – ich empfehle meinen AnfängerInnen, z. B. Sprühstärke zu verwenden. Gestärkte Stoffe lassen sich viel einfacher verarbeiten, weil sie griffiger sind, nicht so leicht verrutschen und sich ganz einfach zusammennähen lassen. Beim Zuschnitt geht es um den richtigen Umgang mit Lineal und Rollschneider. Das muss einige Male geübt werden, damit es richtig klappt. Die Quadrate werden mit geraden Nähten zusammengenäht und dann zu einem großen Stück verbunden. Hier lässt sich das genaue, zeitsparende Nähen und geschickte Verbinden der Einheiten üben. Damit haben die EinsteigerInnen das Rüstzeug für eine erfolgreiche Patchwork-Karriere.
5. Was ist Dein nächstes Ziel?
?Ich möchte meine PDF-Nähanleitungen, die ich über meinen Etsy-Shop verkaufe, in Zukunft auch als physisches Produkt anbieten. Zurzeit arbeite ich daran, alle PDF-Dateien für den Druck auf Papier vorzubereiten. Ich habe mit einigen der beliebtesten Anleitungen angefangen und werde abwarten, wie es sich entwickelt. Ich will meine Anleitungen europaweit und natürlich auch in den USA, wo viele meiner Fans leben, vertreiben und auch für diejenigen anbieten, die keinen Zugang zum Computer haben, oder denen die nötige Erfahrung im Umgang damit fehlt. Und ich möchte gerne ein Buch übers Patchworken und Quilten schreiben. Das ist ein lang gehegter Wunsch von mir, für den ich mich allerdings erst jetzt wirklich bereit fühle. Ich hatte lange nur eine vage Vorstellung davon, wie ein Buch von mir aussehen soll, und was ich gerne vermitteln möchte. Seit Kurzem steht das Konzept und jetzt werde ich mich an die Details machen und herausfinden, wie sich das Ganze umsetzen lässt. Mal sehen, was in den nächsten Jahren passiert!
Ein ausführliches Interview mit Nadra Ridgeway findet Ihr in Simply Kreativ Patchwork + Quilting 04/16 sowie eine Vorstellung ihrer Stoffkollektion „Arbor Blossom“ in Simply Nähen 01/17. Außerdem könnt Ihr für weitere Informationen ihre Webseite besuchen.
Bilder: ellis & higgs