Manchmal ist eine dicke Haut bzw. eine dicke Schicht gar nicht mal so schlecht. Bei Stoffen kann eine schützende Schicht Projekte ermöglichen, die mit anderen Textilien nicht funktionieren würden. Vor allem dann, wenn die Schicht wasserabweisend ist. Die Rede ist von: Wachstuch!
Was ist Wachstuch?
Es gibt mehrere Gruppen von Textilien, die als Wachstuch gezählt werden. So kann ein Tuch mit Firnis überzogen sein, der lagenweise aufgebracht und abgeschliffen wird, oder ein Baumwollstoff mit einer schmutzabweisenden Vinyl- bzw. Acryllage beschichtet sein. Letzteres wird auch als laminierter Baumwollstoff bezeichnet. Zuletzt gibt es noch beschichtetes Polyvinylchlorid (PVC), das eine Vlies- oder Gewebegitterunterseite hat. Die Gemeinsamkeit besteht in der abwischbaren, waschbaren, feuchtigkeits- und fleckenunempfindlichen sowie reißfesten Oberfläche.
Wachstücher werden in unterschiedlichen Stärken hergestellt. Je dicker das Gewebe ist, umso weniger drücken sich Unebenheiten durch, aber umso weniger stoffähnlich verhält es sich. Durch seine Eigenschaften ist Wachstuch ein Funktionstextil und wird hauptsächlich als Tischdecke oder als Abdeckung von Möbelstücken verwendet. Es werden daraus aber auch Regenmäntel oder wasserabweisende und fleckenresistente Taschen bzw. Beutel genäht. Im Rahmen der Umweltschutzbewegung sind Wachstuchabdeckhauben oder -tüten für Nahrungsmittel beliebt geworden, die Wegwerfprodukte wie Frischhaltefolie ersetzen sollen.
Wachstuch nähen
Durch die Beschichtung bleiben Einstichlöcher im Gewebe zurück. Aus diesem Grund solltet Ihr auf Stecknadeln verzichten und stattdessen Stoffklammern nehmen. Zur Befestigung mitten im Schnittteil benutzt Ihr besser Wondertape. Das ist ein doppelseitiges Klebeband, das sich in Wasser auflöst. Die beschichtete Oberseite haftet sehr gut am normalen Nähfuß an, sodass die Lagen nur wenig oder fast gar nicht transportiert werden können. Um dies zu verhindern, solltet Ihr zum Antifhaftfuß oder Obertransporteur greifen. Weitere Alternativen sind der Rollenfuß sowie das Mitnähen von Backpapier zwischen Stoff und Fuß, das später wieder abgerissen wird. Werden die Teile rechts auf rechts genäht, ist der Stofftransport nicht behindert, weil die Innenseite eine textile Oberfläche hat. Je nach Textilstärke könnt Ihr Ledernadeln, Jeansnadeln oder frische, dickere Universalnadeln nehmen. Am besten testet Ihr Nadel, Stichlänge und optional Stichart an einem Stoffrest aus. Die Einstichlöcher dürfen nicht zu eng stehen, da das Gewebe an der Naht aufreißen könnte.
Wachstuch lagern und waschen
Jedes Wachstuch sollte immer gerollt aufbewahrt werden, um Knicke und Falten zu vermeiden. Falls sie dennoch entstehen, lassen sie sich durch vorsichtiges Bügeln von links, mit Tuch und bei niedriger Temperatur entfernen. Wachstuch aus Baumwolle ist mit Feinwaschmittel bei 30 °C waschbar. Um ein Knittern zu vermeiden, sollte auf das Schleudern verzichtet werden. Wachstuch aus PVC ist nicht für die Waschmaschine und den Trockner geeignet. Zum Trocknen solltet Ihr sichergehen, dass Innenräume wie etwa bei Taschen möglichst offen sind, damit das Wasser besser verdunsten kann
Habt Ihr schon einmal mit Wachstuch genäht? Berichtet uns doch davon in den Kommentaren.
Isolde Mysissi am
Super, danke für die Info. Ich habe nämlich Wachstuch für Taschen gekauft und mich noch nicht dran getraut. Danke für die tollen Verarbeitungstipps.