Ein Ereignis der ganz besonderen Art durften wir an einem frischen Morgen nicht weit von unserem Büro beobachten: Strick-Graffiti als wohltätiges Gemeinschaftsprojekt! Anlässlich des 1200-jährigen Bestehens des Bistums Hildesheim erhielt die Kuppel der Basilika St. Clemens eine bunte Haube, die 120 freiwillige StrickerInnen in monatelanger Arbeit erschaffen haben. Und dabei handelt es sich um ein echtes Großprojekt: Etwa die Hälfte der 400 qm großen Kuppel wird davon bedeckt, 200 km Wolle wurden in insgesamt 350 Einzelteilen verarbeitet.
Unter der Leitung der Streetart-Künstlerin Mansha Friedrich ist das Riesen-Strickwerk entstanden. Diese hatte es “für den guten Zweck” konzipiert. So sind die gestrickten Streifen, die in den Farben des Bistums gehalten sind, so gearbeitet, dass sie später zu einzelnen Decken aufgetrennt werden können. Die Decken sollen dann – natürlich nach einer gründlichen Wäsche – versteigert werden. Der Erlös geht an die Ökumenische Essensausgabe Hannover.
Mansha Friedrich ist in Hannover bekannt für verschiedene textile Streetart-Projekte. Die Künstlerin hat den kreativen Nutzen der Wolle in der Straßenkunst erkannt: “Gesprühte Graffiti werden oft als Vandalismus wahrgenommen. Sticker oder Plakate gehen häufig unter”. Deshalb hat sie die Wolle als Material für viele ihrer Projekte auserkoren. Es gefällt ihr, dass die Kreation von Strick-Kunst mit handwerklichem Aufwand verbunden ist, denn so ist mit jedem Projekt ein wirklicher Schaffensprozess verbunden.
Einige der fleißigen Strickerinnen des gemeinschaftlichen Kuppel-Projektes haben wir vor Ort getroffen. Schwester Andrea und Schwester Benitia stricken normalerweise gemeinsam für den Basar. Die Kuppel ist das erste Gemeinschaftsprojekt, an dem sie teilgenommen haben. Seit März haben sie dafür, ebenso wie knapp 120 weitere Freiwillige fast täglich die Nadeln geschwungen.
Schon beim ersten Blick auf die beeindruckende (noch unbestrickte) Basilika stellte sich uns die Frage, wie die insgesamt zwei Zentner schweren Strick-Bahnen dort hoch gelangen sollen. Schließlich löst sich das Mysterium: Wir erblicken ausschließlich nach oben gereckte Köpfe…Es geht los! Ein Team von Industriekletterern bringt die gestrickten Ringe an der Kuppel der Basilika an. Ein spektakulärer Anblick und ein tolles Finale einer gelungenen Mischung aus sozialem Engagement und Stricklust!