Wenn der Westen auf den Osten trifft, entstehen nicht nur lustige Jackie Chan-Filme, sondern auch die Stricktechnik des Combined Knitting, mit der Ihr Euren Maschen den letzten Schliff verpassen könnt.
Combined Knitting oder Combination Knitting (dt. Kombinationsstricken) ist ein Mix aus der östlichen und westlichen Stricktradition. Allen Stricktraditionen ist gemein, dass für eine normale (d.h. nicht verschränkte) Masche immer in das führende Maschenglied eingestochen wird, also in jenes, welches näher an der Nadelspitze liegt.
Als Geheimrezept für ein gleichmäßiges Maschenbild ist Combined Knitting in den letzten Jahren immer populärer geworden. Wir werfen deshalb einen genaueren Blick auf die verschiedenen Stricktraditionen und widmen uns den Vorteilen sowie den Besonderheiten des Combined Knitting.
Western Knitting
Western Knitting (westliches Stricken) ist die bei uns und in der englischsprachigen Welt übliche Strickweise.
Sowohl bei den rechten Maschen im Western Knitting als auch bei den linken Maschen liegt das führende (näher an der Nadelspitze befindliche) Maschenglied auf der Vorderseite der Nadel. Allerdings wird bei rechten Maschen der Faden im Uhrzeigersinn bzw. von unten um die Nadel gelegt, während bei linken Maschen der Faden gegen den Uhrzeigersinn bzw. von oben um die Nadel gelegt wird. Der Faden legt dabei einen etwas längeren Weg zurück als bei rechten Maschen, sodass mehr Faden in die Masche einfließt. Das kann dazu führen, dass die linken Maschen lockerer geraten.
Eastern Knitting
Eastern Knitting ist im osteuropäischen, arabischen, asiatischen und afrikanischen Raum verbreitet.
Wie beim Western Knitting wird auch beim Eastern Knitting für beide Maschenarten in das führende Maschenglied eingestochen. Allerdings liegt dieses auf der Rückseite der Nadel. Um die Ausrichtung der Maschenglieder beizubehalten, muss der Faden jedoch entgegengesetzt um die Nadel gewickelt werden. So wird bei rechten Maschen der Faden von oben um die Nadel gelegt, während er bei linken Maschen von unten um die Nadel gewickelt wird. Wie beim Western Knitting gibt es somit einen Unterschied in der Garnmenge, allerdings wird hier mehr Faden für die rechten Maschen aufgebracht. Wird nicht sorgfältig auf die Fadenspannung geachtet, können sich auch hier Ungleichmäßigkeiten im Maschenbild ergeben.
Combined Knitting
Die Ausrichtung von linken und rechten Maschen unterscheidet sich beim Combined Knitting, jedoch nicht die Wickelrichtung.
Im Gegensatz zu den anderen Techniken unterscheidet sich hier die Ausrichtung der Maschen auf der Nadel bei rechten und linken Maschen. Bei rechten Maschen liegt das führende Maschenglied wie beim Eastern Knitting hinten, sodass in dieses eingestochen wird. Allerdings wird der Faden im Uhrzeigersinn (von unten) um die Nadel gelegt. Dadurch liegt das führende Maschenglied bei den linken Maschen auf der Vorderseite, sodass wie beim Western Knitting in diese eingestochen wird. Um auch wieder die Maschenausrichtung für die nächste Reihe zu ändern, wird der Faden ebenfalls von unten um die Nadel gewickelt. Dadurch fließt dieselbe Fadenlänge in beide Maschenarten ein, wodurch diese gleich groß geraten.
Einsatzmöglichkeiten
Durch die abgewandelte Maschenkonstruktion lässt sich das Maschenbild positiv beeinflussen.
Glattes Gestrick
Lose Rückreihen lassen sich durch Combined Knitting vermeiden.
Wenn linke und rechte Maschen bei glatten Mustern nicht gleich groß geraten, entstehen im Gestrick unschöne „Querrillen“ (im Englischen “rowing out”). Durch das Verwenden einer kleineren Nadel für die Rückreihen lässt sich dies häufig beheben, aber auch mit Combined Knitting lässt sich das Problem lösen. Trotzdem sollte natürlich in Hin- und Rückreihen dieselbe Fadenspannung aufgewendet werden, um ein gleichmäßiges Maschenbild zu erzeugen.
Breite Rippen
Häufig ist die letzte rechte Masche einer Rippe zu locker.
Nicht nur durch die unterschiedliche Wickelweise kann eine Masche lockerer geraten. Gerade beim Wechsel von rechten zu linken Maschen mit der Verlagerung des Arbeitsfadens besteht die Gefahr, dass zusätzlicher Faden in eine Masche wandert. Um die unschöne rechte Masche am Rippenrand zu vermeiden, kann deshalb die erste Masche der Linksrippe (oder das gesamte Rippenmuster) combined gestrickt werden.
Zopfmuster
Die erste linke Masche nach dem Zopf ist oftmals zu locker.
Wie bei den Rippenmustern gibt es bei Zöpfen einen Übergang von rechten zu linken Maschen, der die Maschen lockern kann. Weil es durch das Verkreuzen zwischen der letzten Zopfmasche und der ersten linken Masche zudem keine Verbindung gibt, gerät die linke Masche häufig sehr locker. Wenn die Masche jedoch in jeder Reihe combined gestrickt wird, lässt sich das Gestrick an dieser Stelle verdichten.
SSK vorbereiten
Durch Combined Knitting können Abnahmen vorbereitet werden.
Für die links geneigte Abnahmen ssk müssen die Maschen zunächst rechts abgehoben werden, um ihre Ausrichtung auf der Nadel zu ändern. Dadurch können sie sich jedoch vergrößern, sodass die Abnahme im Gestrick leichter auffallen kann. Werden die betreffenden Maschen jedoch bereits in der Vorreihe combined gestrickt, entfällt dieser Schritt. Die Nadel kann dann ohne Vorbereitung in die beiden Maschen eingestochen werden.
Abnahmen
Beim Combined Knitting gibt es Abweichungen in den Abnahmen zu beachten.
2 Maschen rechts zusammenstricken
Für die rechts geneigte einfache Abnahme muss zuerst die Ausrichtung der folgenden zwei Maschen umgekehrt werden, da sie sonst verschränkt zusammengestrickt würden und sich die Abnahme dann nach links neigen würde.
Doppelte überzogene Abnahme A
Auch für die doppelte Abnahme mit Mittelmasche muss zuerst die Ausrichtung der ersten zwei Maschen durch Abheben geändert werden. Dann werden sie zurück auf die linke Nadel gelegt und wie gewohnt zusammen rechts abgehoben.
Doppelte überzogene Abnahme B
Bei der doppelten Abnahme mit Linksneigung wird die Masche abgehoben, ohne ihre Ausrichtung zu ändern. Allerdings müssen die folgenden zwei Maschen wie bei „2 Maschen rechts zusammenstricken“ vorbereitet werden.
Zunahmen
Nur beim Verdoppeln von Maschen und Umschlägen gibt es Abweichungen zu beachten.
Umschläge
Bei Umschlägen gilt nur zu beachten, was in der Folgereihe mit ihnen passiert. Soll ein Loch entstehen? Dann wird der Umschlag durch das führende Maschenglied abgestrickt. Bei einer Zunahme ohne Loch wird der Umschlag durch das nachziehende Maschenglied (verschränkt) abgestrickt.
Maschen verdoppeln
Beim Verdoppeln einer Masche wird sie einmal normal und einmal verschränkt abgestrickt. Beim Combined Knitting bedeutet dies, dass die Masche zuerst einmal durch das führende und dann einmal durch das nachziehende Maschenglied abgestrickt wird.
Deleted User am
Ein super Beitrag, Stricke auch seit Jahren unbewusst combined.
Schwierigkeiten habe ich bei vielen Lochmustern zum Beispiel, da muss ich dann leider komplett auf die westliche Art umsteigen.
Trotz des combined knitting habe ich aber leider bei glatt rechten Strickstücken die ersten 2 Maschen auf der rechten Seite vergrößert. Ich habe schon vieles versucht aber ich bekomme es nicht 100% regelmäßig hin. Habt ihr vielleicht einen Tipp der mir weiterhilft?
Deleted User am
Ich bin Anfänger und stricke eigentlich klassisch westlich. Aber ich überlege jetzt, mir gleich Combined Knitting anzugewöhnen und dadurch gleichmäßige Ergebnisse zu erzielen. Außerdem muss ich so, bei den ganzen Dingen, die ich noch nicht kann, nicht umdenken. Ich lerne sie gleich fürs Combined Knitting.
Ist das zu empfehlen?
Lena-Marie am
Es hat seine Vor- und Nachteile … Auf der einen Seite ist es immer gut, sich auch andere Techniken beizubringen, um nicht ständig dieselben Bewegungen durchzuführen. Für Rippenmuster und Zöpfe ist Combined Knitting super oder auch wenn bei glatt rechtem Gestrick die linken Maschen größer geraten.
Es bringt allerdings auch ein paar Einschränkungen mit sich. So kannst du die Technik nicht beim Stricken in Runden anwenden und was geneigte Zu- und Abnahmen angeht, müsstest du immer umdenken und ggf. die Anleitungen anpassen.
Ich würde dir raten, nicht komplett umzusteigen, sondern Combined Knitting gezielt an entsprechenden Stellen einzusetzen.
LG, Lena-Marie
Deleted User am
Das ist wirklich ein ganz toller Beitrag. Ich stricke seit Jahren unbewusst combined und kann nun super auf diesen Beitrag verweisen, wenn man mich fragt warum das Stricken bei mir anders aussieht.
Vielen Dank für die tolle bildliche Darstellung.
Deleted User am
Großartig, jetzt weiß ich warum es bei mir immer so locker aussieht und manchmal auch klein bischen unregelmäßig.
Das muss auf jeden Fall studiert werden.
Vielen Dank für den tollen Artikel.
Deleted User am
super:)
ich stricke schon seit einiger Zeit combinded auf glatten Flächen um ein schöneres Maschenbild zu bekommen und vorallem auch weil die linken Maschen so wesentlich einfacher und fixer gehen und ich insgesamt schneller voran komme. Ich habe schon länger nach einer verständlichen Übersicht für Zu- und Abnahmen gesucht, um die Technik auch für Muster einsetzen können. Vielen Dank dafür 🙂
Christiane am
Ich stricke schon immer Combined, wie ich heute gelernt
habe. Ich dachte immer es wäre Eastern.
Ich habe mich lange gewundert, warum die rechts- bzw.
linksgeneigten Abnahmen bei mir so anders aussahen. Dann habe ich
so lange getüftelt, bis es passte. Ich stricke es genau so, wie in diesem Beitrag beschrieben. Aber erst jetzt weiß ich, das es auch
die richtige Methode ist. Lieben Dank für deine Mühe.
Lena-Marie am
Liebe Christiane,
es freut uns, dass wir dir mit dem Beitrag weiterhelfen konnten.
Viel Spaß bei deinen Strickprojekten!
LG, Lena-Marie