Jetzt mal ehrlich: Wie viele Tücher und Stolen habt Ihr in Eurer bisherigen Strick-Karriere bereits gestrickt? Wir für unseren Teil geben ehrlich zu, dass wir inzwischen den Überblick über die Anzahl unserer abgeketteten Werke verloren haben, denn wie sagen wir hier in der Redaktion immer so schön: „Tücher und Stolen gehen einfach immer!“ Grund genug, Euch einen Einblick in das Designen unserer Lieblings-Accessoires zu geben, damit Euch schon bald selbst entworfene Meisterwerke von den Nadeln hüpfen können…
Leger: das asymmetrische Tuch
Mit seiner schmaleren Form lässt es sich perfekt um die Schultern wickeln.
Bei diesem Tuch sind keine verkürzten Reihen am Werk, lediglich eine Zunahme am rechten Rand kommt zum Einsatz. Hier wurde in jeder Hinreihe zugenommen, wenn Ihr jedoch die Zunahmen weiter auseinander platziert, wächst das Tuch langsamer und erhält eine schmalere Form.
4 M anschl.
R 1 (Hin-R) 1 M re verdopp, bis zum Ende re str [1 M zugenommen].
R 2 (Rück-R) 1 M re, bis zur letzten M li str, mvlF 1 M li abh.
Fortl R 1–2 bis zur gewünschten Länge wdh.
Statt eine Masche zu verdoppeln, kann auch ein Umschlag ein oder zwei Maschen vom Rand entfernt gearbeitet werden.
Der Klassiker: Das Dreieckstuch
Das klassische Dreieckstuch ist perfekt für den Einstieg in die Tuchstrickerei.
Zwei senkrecht zueinander stehende Zunahmelinien definieren die Form des Dreieckstuches. Eine flexible Abkettkante ist hier äußerst wichtig, um das Tuch richtig spannen zu können.
3 M anschl.
R 1 2x (1 M re, U), 1 M re [5 M].
R 2 1 M re, 3 M li, 1 M re.
R 3 2x (1 M re, U), MM setzen, 2x (1 M re, U), 1 M re [9 M].
R 4 1 M re, bis zur letzten M li str, 1 M re.
R 5 1 M re, U, bis zum MM re str, U, MM abh, 1 M re, U, bis zur letzten M re str, U, 1 M re.
Fortl R 4–5 bis zur gewünschten Länge wdh.
Damit sich der Rand nicht einrollt, können die letzten 4 cm kraus gestrickt werden, die Mittelmasche sollte jedoch glatt bleiben.
Romantisch: Das Halbmondtuch
Mit seiner großen Fläche ist es ideal als wärmender Begleiter.
Um die Rundung beim Spannen schön ausformen zu können, bieten sich hier Spanndrähte oder -leinen an.
3 M anschl.
R 1 2x (1 M re, U), 1 M re [5 M].
R 2 1 M re, 3 M li, 1 M re.
R 3 1 M re, U, bis zur letzten M re str, U, 1 M re [7 M].
R 4 1 M re, 5 M li, 1 M re.
R 5 * 2x (1 M re, U), MM setzen; ab * noch 1x wdh, 2x (1 M re, U), 1 M re [13 M].
R 6–8 1 M re, bis zur letzten M gl re str, 1 M re.
R 9 1 M re, U, * bis zum MM re str, U, MM abh, 1 M re, U; ab * noch 1x wdh, bis zur letzten M re str, U, 1 M re.
Fortl R 6–9 bis zur gewünschten Größe wdh.
Bei dieser Form werden in jeder 4. Reihe jeweils 6 Maschen zugenommen.
Extravagant: Das quadratförmige Tuch
Die nach vorne liegenden Ecken lassen sich toll drapieren, während die Spitze den Rücken wärmt.
Über die fünf Zunahmelinien behaltet Ihr am besten den Überblick, wenn Ihr diese jeweils mit einem Maschenmarkierer kennzeichnet.
3 M anschl.
R 1 * 1 M re, U; ab * bis zur letzten M wdh, 1 M re [5 M].
R 2 1 M re, bis zur letzten M li str, 1 M re.
R 3–4 Wie R 1–2 str [9 M].
R 5 * 2x (1 M re, U), MM setzen; ab * noch 2x wdh, 2x (1 M re, U), 1 M re [17 M].
R 6 1 M re, bis zur letzten M li str, 1 M re.
R 7 1 M re, U, * bis zum MM re str, U, MM abh, 1 M re, U; ab * noch 2x wdh, bis zur letzten M re str, U, 1 M re.
Fortl R 6–7 bis zur gewünschten Größe wdh.
Beginnt beim Spannen an den Ecken und bearbeitet dann die Seiten.
Tricks, Tipps & Pannenhilfe
Werden Sie zum wahren Profi, wenn es um Stricktücher geht…
1. DIE RICHTIGE ABKETT-METHODE
Bei Tüchern, die von der geraden Oberkante an gestrickt werden, ist es unerlässlich, eine flexible Abkettmethode zu wählen. Nur dann ist es möglich, das Tuch so weit zu dehnen, um es in die beabsichtigte Form zu spannen. Falls Ihr die Standardabkettmethode mit Überzug wählt, solltet Ihr sehr locker arbeiten oder besser noch eine größere Nadelstärke verwenden. Ideal für Tücher ist jedoch die folgende Technik, bei der durch Zusammenstricken abgekettet wird: 2 M re abh, * die linke Nd in die vMg der 2 M einstechen und die 2 M re zusstr (= ssk), 1 M re; ab * fortl wdh, bis alle M abgekettet sind.
2. OH SCHRECK, UMSCHLAG VERGESSEN!
Im Eifer des Gefechts kann es schon einmal passieren, dass ein Umschlag vergessen wird. Wenn Euch das nur wenige Maschen später auffällt, könnt Ihr einfach zurückstricken und den Umschlag nachholen. Doch was ist, wenn der Fehler erst in der nächsten Reihe auffällt und bereits mehrere Hundert Maschen auf der Nadel liegen? Wer es mit seinem Strickgewissen vereinbaren kann, darf hier schummeln und an der entsprechenden Stelle einfach den Querfaden zwischen zwei Maschen aufnehmen. Dieser wird dann durch das vorne liegende Maschenglied abgestrickt, sodass ein Loch und keine geschlossene Zunahme entsteht. Das Loch ist zwar etwas kleiner als bei einem normalen Umschlag, aber wenn Ihr es niemandem verratet, tun wir es auch nicht…
3. NACH DEM WASCHEN…
…ist vor dem Spannen. Ja, leider müssen unsere Tücher nach jeder Wäsche neu gespannt und in Form gebracht werden. Die Fasern saugen sich mit Wasser voll, entspannen sich dadurch und nehmen wieder ihre ursprüngliche Form an, sodass die wohl definierten Löcher wieder zusammenschrumpfen. Falls Ihr nicht genügend Platz habt, um das Tuch jedes Mal in seiner kompletten Größe zu spannen, und falls Ihr gleichzeitig Zeit sparen möchtet, könnt Ihr das Tuch auch einfach mittig falten, sodass die Kanten bündig liegen. Schon halbiert sich die Spannarbeit!
4. SPANNEN, SPANNEN, SPANNEN!
Seine finale Form und vor allem den letzten Schliff erhält ein Tuch erst durch das Spannen, besonders bei Lacemustern ist dieser Schritt unerlässlich. Die Garnbanderole verrät Euch, ob und wie ein Garn gewaschen oder gedämpft werden darf. Eine Regel trifft jedoch auf alle Eure Spannvorhaben zu: Es gibt nie zu wenig Stecknadeln! Verwendet rostfreie Exemplare mit Köpfen aus Metall oder Glas, die auch feuchtes Spannen und Dämpfen überstehen. Sehr hilfreich sind auch Spanndrähte, die durch die Kanten des Tuches gezogen werden können. Nehmt Euch ausreichend Zeit, um das Tuch in die gewünschte Form zu bringen und setzt die Stecknadeln auch wieder um, damit Rundungen und Ecken perfekt ausgeformt werden. Dann heißt es nur noch warten, bis das Tuch komplett getrocknet ist.
5. RÄNDER
Um den Blick ganz auf die Form zu lenken, haben wir unsere Beispieltüchlein komplett glatt rechts gestrickt. Doch das grundlegendste aller Muster ist auch so perfekt für Tücher geeignet, gerade wenn diese einen Farbverlauf aufweisen, der im Mittelpunkt stehen soll. Beachtet jedoch, dass sich glatt rechts Gestricktes an den Rändern einrollt und der Effekt auch nach dem Spannen weiter auftreten kann. Um dem entgegenzuwirken, könnt Ihr Euer Tuch mit einem anders gemusterten Rand versehen. Dafür eignen sich besonders gut das Perlmuster oder aber auch kraus rechte Maschen. Probiert aus, was Euch gefällt!
Abkürzungen
1 M re verdopp 1 Masche rechts verdoppeln: dieselbe M 1x re und 1x re verschr str (1 M zugenommen)
abh abheben
anschl anschlagen
fortl fortlaufend
li links
M Masche
MM Maschenmarkierer
mvlF mit vorne liegendem Faden
Nd Nadel
R Reihe
re rechts
ssk slip slip knit
str stricken
U Umschlag
verschr verschränkt
vMg vorderes Maschenglied
wdh wiederholen
zusstr zusammenstricken
Mirka am
Deine Erklärungen zu jeweiligen Tüchern finde ich KLASSE!
Auch die Tricks und Tipps sind toll.
DANKE
Mirka
Anne Fuchs am
Schöne Anregung für kreatives Stricken!!! Danke…
Nicole Isabelle am
Vielen lieben Dank!
So etwas habe ich schon lange gesucht.
Deleted User am
Was heißt im asymmetrische Tuch R 2 (Rück-R) 1 M re, bis zur letzten M li str, mvlF 1 M li abh. , also mvlF….
Lena am
Liebe Britta,
mvlF bedeutet “mit vorne liegendem Faden”, das bedeutet, der Faden liegt wie beim Linksstricken vor der Nadel.
Viele Grüße,
Lena
Deleted User am
Total toll!!! Ich werde es ausprobieren.
Deleted User am
wow… Sowas habe ich lange gesucht. Vielen Dank dafür! Nun werde ich bald mein erstes Tuch stricken. LG