Das Wichtigste zuerst: Wer bei einem solchen scheinbar widersprüchlichen Strickschule-Thema denkt, wir hätten etwas durcheinander gebracht, darf ganz beruhigt sein! Denn was zunächst komisch klingt, ist auf den zweiten Blick ein super Trick, der uns einiges leichter macht, versprochen!
Dass rundgestrickte Projekte eine eigene Maschenprobe benötigen, die ebenfalls rundgestrickt wird, ist eigentlich ganz logisch, auch wenn es vielen von uns lästig erscheint. Allerdings ist es klar, dass die Abmessungen eines Strickstücks durchaus unterschiedlich sein können, je nachdem, ob in Reihen oder in Runden gestrickt wird. Schließlich fallen linke Maschen bei den meisten StrickerInnen etwas größer und lockerer aus als rechte. Da die Rückreihen, die zumeist links gestrickt werden, bei vielen rundgestrickten Projekten entfallen, kann die Maschenprobe dort abweichen – je nach Maschenanzahl können sich daraus Differenzen von mehreren Zentimetern ergeben, sodass das fertige Teil am Ende nicht die gewünschten Abmessungen hat. Doch wie lässt sich eine Maschenprobe in Runden so stricken, dass dafür nicht eine enorme Maschenzahl angeschlagen werden muss, und das Probestück trotzdem exakt und gut ausgemessen werden kann? Hier kommt dieser kleine, geniale Trick ins Spiel!
Die rundgestrickte Maschenprobe in Reihen wird im Prinzip wie eine Kordel gestrickt, nur mit mehr Maschen. Der Arbeitsfaden wird dabei auf der Rückseite nicht fest angezogen, sondern locker hängen gelassen, damit das Strickstück sich nicht einrollt.
Die benötigte Maschenanzahl wird auf einer Rundstricknadel oder einer einzelnen Nadel eines Nadelspiels angeschlagen. In der Regel ist das die in der Maschenprobe angegebene Anzahl plus auf jeder Seite etwa 5 Maschen mehr. Bei komplexeren Mustern sollte immer die Maschenzahl für mindestens einen vollen Rapport angeschlagen werden. Die Maschen werden dann angestrickt, die Arbeit wird jedoch nicht gewendet. Stattdessen werden die Maschen zurück an das Ende der Nadel geschoben. Der Arbeitsfaden wird ganz locker auf der Rückseite entlang geführt, und dann werden die Maschen erneut angestrickt. Bei glatt rechts bedeutet das natürlich, dass immer rechts gestrickt wird. Der Vorgang wird bis zur gewünschten Reihe wiederholt, dann werden die Maschen in der letzten Reihe abgekettet. Das Resultat ist ein rundes Stück, das etwa zur Hälfte aus gestrickten Maschen und zur anderen Hälfte aus den locker hängenden Fäden besteht.
Nun kommt die Schere zum Einsatz! Denn die Spannfäden werden in der Mitte aufgeschnitten, sodass sich das Stück flach auslegen lässt.
Dieses kann dann wie gewohnt gespannt und ausgemessen werden. Falls nötig kann es vorher auch gemäß der Herstellerangaben gewaschen werden.
Der Unterschied zwischen rund und in Reihen gestrickten Maschenproben wird bei diesem Vergleich schnell deutlich. Bei der in Hin- und Rückreihen gestrickten Maschenprobe (hier in Rot) messen 10 Maschen in der breite knapp 6 cm, bei der nur mit Hinreihen gestrickten Maschenprobe (hier in Grün) sind es 5,5 cm. Zudem wirkt das in Hin- und Rückreihen gearbeitete Stück, bedingt durch die linken Maschen in den Rückreihen etwas unregelmäßiger.
Text: Carina Grünewald
Maria am
Vielen Dank. Toll erklärt.