Auch wenn die meisten StrickerInnen es nicht so recht akzeptieren können (schließlich sind wir alle PerfektionistInnen): Fehler passieren. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manchmal werden wir durch das Klingeln des Telefons abgelenkt oder vertiefen uns zu sehr in den Film, den wir nebenbei gucken, manchmal sind wir schlichtweg müde und unkonzentriert. Die gute Nachricht jedoch ist: Fehler beheben ist nicht schwer – ein Strickstück komplett aufzuribbeln ist in den seltensten Fällen nötig! Also: Tief durchatmen, eine kurze Pause machen und los geht die Maschen-Rettungs-Aktion!
Zurückstricken
Diese Methode eignet sich am besten, wenn Ihr einen Fehler in einer Reihe noch dann bemerkt, wenn Ihr die entsprechende Reihe noch nicht beendet habt. Somit liegen nach dem Fehler im Idealfall nur wenige Maschen auf der Nadel, welche zurückgestrickt werden können. Das bedeutet, dass in die Masche eingestochen wird, welche unterhalb der gestrickten Masche liegt. Diese wird dann zurück auf die linke Nadel gehoben und der Arbeitsfaden kann sicher herausgezogen werden. Je nach Maschentyp (rechte oder linke Masche) muss dabei anders eingestochen werden.
Rechte Maschen zurückstricken
Bei rechten Maschen wird mit der Spitze der linken Nadel von links nach rechts in das rechte Maschenglied der Masche der Vorreihe eingestochen (1). Die Masche von der rechten Nadel fallen lassen, den Arbeitsfaden vorsichtig herausziehen und die mit der linken Nadelspitze aufgenommene Masche ein Stück auf die Nadel schieben, um zu verhindern, dass sie abrutscht (2).
Linke Maschen zurückstricken
Bei linken Maschen funktioniert das Zurückstricken ganz ähnlich, jedoch sind hier keine Maschenglieder zu erkennen, sondern kleine Höcker. Es wird mit der linken Nadel von vorne nach hinten mittig unterhalb dieses Höckers eingestochen, um die Masche der Vorreihe aufzunehmen.
Dann kann die Masche der rechten Nadel fallen gelassen und der Arbeitsfaden herausgezogen werden.
Wenn Ihr bis zur Stelle des Fehlers zurückgestrickt habt, könnt Ihr diesen dort sofort beheben, also zum Beispiel einen Umschlag oder eine Zu- oder Abnahme arbeiten, die vergessen wurden, oder eine Laufmasche retten. Letzteres geht ganz leicht, schaut mal!
Laufmasche retten durch Hochhäkeln
Wenn eine Masche herunterfällt, liegt die Schlinge, welche durch die der Masche der Vorreihe gebildet wird, frei, während der Faden, welcher die Masche gebildet hat, einen langen Querbalken bildet. Je nachdem, wie weit die Laufmasche nach unten fällt, können es auch mehrere Querbalken sein – einer je Reihe. Die einfachste Möglichkeit, die Masche zu retten, ist das Hochhäkeln – dafür wird, wie unschwer zu erraten ist, eine Häkelnadel benötigt.
Eine Masche hochhäkeln
1. In die freiliegende Schlinge von vorne nach hinten einstechen.
2. Den darüber liegenden Querfaden durchholen.
Den 2. Schritt gegebenenfalls so lange wiederholen, bis der letzte Querfaden durchgeholt wurde. Die Schlinge wieder auf die Nadel legen, dabei darauf achten, dass sie nicht verdreht wird, d. h. mit der linken Nadel von vorne nach hinten in die hochgehäkelte Masche einstechen.
Bei glatt rechten Strickstücken wird immer auf der Vorderseite gearbeitet, bei kraus rechts muss immer abwechselnd eine Masche auf der Vorderseite und eine Masche auf der Rückseite hochgehäkelt werden.
Noch ein Tipp: Falls Ihr eine heruntergefallene Masche im Gestrick entdeckt, könnt Ihr diese mit einer Hilfsnadel oder Zopfnadel „fixieren“, damit sie nicht weiter herunterfällt. Dann könnt Ihr ganz entspannt bis zu der Stelle stricken, an der Ihr die Masche wieder hochholen könnt!
Rettungsleine einziehen
Manchmal hilft leider keiner der kleinen Kniffe aus dem Notfallköfferchen des Strickens, und es muss geribbelt werden. Allerdings sorgt hier das Einziehen einer so genannten Rettungsleine dafür, dass Ihr genau bis zur gewünschten Reihe ribbeln könnt, und das, ganz ohne Angst um die Maschen haben zu müssen – die Leine hält sie garantiert sicher! Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Die Rettungsleine kann entweder mithilfe einer Sticknadel einige Reihen tiefer eingezogen werden, wenn geribbelt werden soll, oder aber sie wird ganz einfach mit eingestrickt. Letzteres ist insbesondere bei Lace- und komplizierten Mustern sehr ratsam.
Eine Rettungsleine vor dem Aufribbeln einziehen
Ein Stück Garn in Kontrastfarbe, welches mindestens 30 cm länger ist als die Breite des Strickstücks, in eine Sticknadel fädeln. Das Garn sollte möglichst glatt sein, d. h. Fransen- oder Effektgarne sind nicht geeignet. An der rechten Kante des Strickstücks beginnen und die Nadel um das linke Beinchen des „V“s der ersten Masche führen, d. h. mit der Spitze rechts neben dem Maschenglied nach hinten und links davon wieder nach vorne stechen.
Bei allen anderen Maschen bis zum Ende der Reihe ebenso vorgehen. Somit wird immer ein Maschenglied ausgelassen und jedes zweite aufgenommen. Dabei darauf achten, immer in der gleichen Reihe zu bleiben.
Den Faden komplett durch die Reihe ziehen. Bis zu dieser Stelle kann dann gefahrlos aufgeribbelt werden, d. h. die auf dem Faden liegende Reihe sollte mindestens eine Reihe unterhalb des letzten Fehlers liegen.
Eine Rettungsleine beim Stricken einziehen
Viele austauschbare Nadelsysteme haben ein ganz besonderes kleines Extra, welches es ermöglicht, eine Rettungsleine direkt beim Stricken in das Strickstück einzuziehen – eine gute Vorsichtsmaßnahme, die im Fall von Fehlern viel Zeit und vor allem Nerven spart. Bei Lacemustern kann das sehr hilfreich sein, denn das Hochhäkeln und Zurückstricken gestaltet sich hier oft schwierig. Es empfiehlt sich, die Rettungsleine in einer Rückreihe einzustricken, denn diese werden meistens ausschließlich links gestrickt. Am Besten wählt Ihr die letzte Rückreihe eines kompletten Rapports, dann ist es nach dem Aufribbeln ganz leicht, wieder einzusteigen – nämlich mit der ersten Reihe des Rapports.
Den Kontrastfaden in das Loch an der Stelle zwischen Nadelspitze und Seil fädeln – hierfür je nach größe der Öffnung einen möglichst dünnen Faden verwenden, zum Beispiel ein Häkelgarn.
Die Reihe wie gewohnt stricken, der Faden wandert automatisch mit durch die Maschen. Beim Stricken der folgenden Reihe darauf achten, nur das Arbeitsgarn abzustricken und nicht die Rettungsleine. Am besten die Rettungsleine je nach Höhe des Rapportes nach jedem oder jedem zweiten Rapport erneuern.
Text: Carina Grünewald
Yvonne Hartmann am
Hallo!
Ich bin Strickanfänger und würde gerne eure Tipps zur Fehlerbehebung verstehen. Aber ich kann leider die Fotos nicht sehen. Liegt das an meinem Endgerät oder habt ihr die Fotos entfernt?
LG Yvonne
Ralf am
Liebe Yvonne, die Bilder müssten jetzt wieder zu sehen sein.