Alle reden über das Sockenwunder von addi und auch ich habe schon darüber berichtet. Jetzt lasse ich das kleine Wunder und mein übliches Nadelspiel – die superleichten Colibri-Nadeln von addi – im direkten Vergleich gegeneinander antreten. Möge der Bessere gewinnen!
Ring frei!
Runde 1 – Der Anschlag
Normalerweise nutze ich für den Kreuzanschlag zwei Nadeln, da ich die Maschen meist sehr fest anziehe.
Sockenwunder
Mit nur einer Nadel muss ich darauf achten, die Maschen nicht zu fest anzuziehen, damit ich sie später gut abstricken kann. Mit der längeren der beiden Nadelspitzen hole ich mir die Maschen auf die Nadel.
Sind die Maschen angeschlagen, verteile ich sie gleichmäßig über die 25 cm und schließe das Ganze zur Runde. Der Anschlagsfaden markiert die hintere Mitte der Socke.
Nadelspiel
Hier kann ich wie gewohnt mit zwei Nadeln anschlagen. Die anzuschlagenden Maschen teile ich in zwei Hälften, damit ich sie hinterher leichter zur Runde schließen kann. Insgesamt brauche ich also vier der fünf Nadeln, was für ungeübte Stricker*innen erst einmal unübersichtlich sein kann.
Nachdem ich eine Nadel aus der ersten Anschagskante herausgezogen habe, lassen sich die lockeren Maschen ganz leicht abstricken und gleichzeitig auf zwei Nadeln verteilen. Beim Herausziehen der Nadel muss darauf geachtet werden, dass nicht versehentlich auch die zweite Nadel aus den Maschen rutscht.
Genauso gehe ich bei der zweiten Anschlagsreihe vor, sodass sich jetzt auf allen Nadeln gleich viele Maschen befinden.
Auch hier markiert das Fadenende die hintere Mitte der Socke.
Der eigentliche Anschlag ist mit dem Sockenwunder angenehmer, weil ich nur eine Nadel in der Hand halte. Dafür, dass ich die Maschen fest anziehe, kann die Mininadel nichts – deshalb bekommt sie den Punkt und ich die Lehre, dass ich beim nächsten Mal einfach noch eine Nadel dazu nehme.
Runde 2 – Das Bündchen
Als Bündchen habe ich ein einfaches Rippenmuster 2/2 gewählt.
Sockenwunder
Die erste Runde ist ein echter Krampf – vermutlich deshalb, weil der Anschlag nicht locker genug war und die Maschen eher fest auf der Nadel liegen, zudem krampft meine linke Hand vom Halten der kurzen Nadelspitze. Danach klappt es Runde um Runde besser, weil ich zusätzlich Gestrick festhalten kann. Außerdem verschwindet die zunächst am Rundenübergang entstandene Lücke.
Nadelspiel
Im Gegensatz zum Sockenwunder rutschen die Maschen nicht von allein nach, sondern müssen auf den Nadeln hin- und hergeschoben werden. Dafür habe ich aber durch die Nadellänge von Anfang an in beiden Händen etwas zum Festhalten und verkrampfe nicht!
Die Entscheidung für einen Gewinner fällt schwer, deshalb: Punkt für beide!
Runde 3 – Der Schaft
Sockenwunder
Wenn ich richtig in Fahrt bin und blind stricke, merke ich gar nicht mehr, wann ich eine Runde beendet habe – so schnell war ich noch nie! Da der Beginn nicht zwischen zwei Nadeln liegt, fällt die Orientierung am Anschlagsfaden schwerer, also habe ich zur Sicherheit eine Markierung angebracht, die Ihr bei den Fersenbildern als grünen Faden seht.
Je mehr ich stricke, desto besser gewöhne ich mich an die Tatsache, nur wenig Nadel in den Händen zu halten und die linke Hand krampft nicht mehr so stark. Dennoch stelle ich fest, dass ich mit dem Sockenwunder um einiges lockerer stricke als mit dem Nadelspiel. Mir persönlich gefällt das Ergebnis nicht so gut.
Nadelspiel
Beim Übergang zwischen den einzelnen Nadeln können leicht Leitern entstehen, wenn die erste Masche zu locker gestrickt wird. Dieses Problem habe ich glücklicherweise nicht, weil ich alle Maschen bewusst fest anziehe. Dadurch gelingt mir ein gleichmäßiges Maschenbild. Der Beginn einer neuen Runde ist nach wie vor leicht am Anschlagsfaden zu erkennen – als zusätzliche Hilfe weiß ich, dass dieser Anfang zwischen zwei Nadeln liegen muss.
Die Geschwindigkeit spricht für das Sockenwunder, aber ein ebenmäßiges Maschenbild ist mir wichtiger. Von daher geht der Punkt mit hauchdünnem Vorsprung ans Nadelspiel! Aber mit ein bisschen Übung schaffe ich das vielleicht auch mit dem Sockenwunder.
Runde 4 – Die Ferse
Ich habe mich für meine Standardferse, die Bumerangferse, entschieden, denn hier brauche ich keine zusätzlichen Hilfsmittel wie Seile oder Maschenraffer, um die Spannmaschen stillzulegen. Natürlich könnt Ihr mit dem Sockenwunder auch eine Ferse mit Fersenwand stricken, dann benötigt Ihr aber zusätzliche Nadeln zum Stilllegen oder Stricken der Fersenwand.
Sockenwunder
Zunächst habe ich die Fersenmaschen, also jeweils ein Viertel der gesamten Maschen vor und nach meinem Markierer für den Rundenübergang, markiert, um nicht über sie hinaus zu stricken. Die linken Maschen mit der kurzen Nadelspitze zu stricken, hat mich mich zu Beginn etwas verunsichert, aber es klappt deutlich besser als erwartet. Die Spannmaschen können bequem auf dem Seil bleiben, ohne dass sie mich stören.
Für den zweiten Teil der Ferse bringe ich noch zusätzliche Markierer an, um zu wissen, wann die erste Doppelmasche gestrickt werden muss. Es ist sinnvoll, verschiedene Farben oder Markierer zu verwenden, um die einzelnen Fersenteile nicht zu verwechseln. Nach der ersten Doppelmasche kann ich mich an dieser weiter orientieren und die Markierer entfernen.
Nadelspiel
Hier wird die Ferse über die Maschen der 4. und 1. Nadel gestrickt, also über jene, zwischen denen der Anschlagsfaden liegt. Zunächst stricke ich die Maschen der 1. Nadel mit der 4. Nadel ab, damit die Fersenmaschen gemeinsam auf einer Nadel liegen. Die Spannmaschen bleiben einfach auf ihren beiden Nadeln, wo sie mich jedoch durch die geringe Fexibilität manchmal etwas stören.
Beim ersten Teil der Ferse kann ich gut ohne Maschenmarkierer arbeiten, da ich nur darauf achten muss, am Ende auf beiden Seiten je ein Drittel der Fersenmaschen als Doppelmaschen auf den Nadeln zu haben.
Beim zweiten Teil der Ferse bringe ich nach dem ersten Drittel und vor dem letzten Drittel je einen Markierer an, um zu wissen, wann die erste Doppelmasche gearbeitet wird. Nach der ersten Doppelmasche auf jeder Seite kann ich mich wie beim Sockenwunder an ihnen orientieren und die Markierer entfernen.
Hier können beide Kandidaten punkten: Beim Sockenwunder sind die Spannmaschen weniger störend, beim Nadelspiel könnte ich sogar auf die Markierung der drei Fersenteile verzichten. Diese Runde geht also unentschieden aus!
Runde 5 – Der Fuß
Sockenwunder
Obwohl ich bereits den kompletten Schaft gestrickt habe, arbeite ich noch immer locker und erhalte dadurch ein ungleichmäßiges Maschenbild. Dem entgegen steht wieder das hohe Stricktempo.
Nadelspiel
Es geht mir genauso wie beim Schaft – ich habe keine Schwierigkeiten mit lockeren Übergangsmaschen oder Ähnlichem, dafür bremst der Nadelwechsel meine Geschwindigkeit.
Entsprechend fällt auch das Ergebnis wie beim Schaft aus: Der Punkt geht ganz knapp ans Nadelspiel!
Runde 6 – Die Spitze
Hier stricke ich einen echten Klassiker – die Bandspitze.
Sockenwunder
Zunächst markiere ich zur Orientierung die Maschen meiner einzelnen „Nadeln“, bringe also ab meiner Markierung für die Mitte in regelmäßigen Abständen drei weitere Markierer an, sodass alle Abschnitte gleich viele Maschen enthalten.
Das Abnehmen an sich funktioniert lange problemlos, aber je weniger Maschen sich auf der Nadel befinden, desto unbequemer wird die Sache: Wenn ich die Maschen von der linken Nadelspitze abstricken möchte, muss ich die Maschen stark dehnen, vor allem, wenn ich die Runde schließe und alle Maschen von der rechten auf die linke Nadelspitze schiebe. Es geht nicht anders: Bei der geringen Maschenzahl muss ich aufs Nadelspiel wechseln. Das ließe sich verhindern, wenn wie bei der Ferse mit verkürzten Reihen gearbeitet werden würde.
Nadelspiel
Die Orientierung, wann ich Maschen abnehmen muss, fällt dank der vier Nadeln leicht, sodass ich keine zusätzlichen Markierer brauche. Je mehr Maschen abgenommen werden, desto störender werden die langen Nadelspitzen. Andererseits ist es praktisch, dass ich sie hin- und herschieben kann, wie ich sie brauche, um auch die letzten Maschen gut abstricken zu können.
Bei der Bandspitze ist es eindeutig: Der Punkt geht ans Nadelspiel. Ich bin mir aber sicher: Wenn ich eine Spitze mit verkürzten Reihen gestrickt hätte, hätte es auch hier ein Unentschieden gegeben.
Fazit
Was sich während des Strickens schon vermuten ließ, lässt sich am Vergleichsfoto gut erkennen: Die Sockenwunder-Socke ist deutlich weiter geworden und hat ein unregelmäßigeres Maschenbild. Die Unterschiede zeigen sich auch beim Ausmessen: Beim Sockenwunder komme ich auf 13,5 Maschen und 22 Reihen pro 5 cm, während es beim Nadelspiel 16 Maschen und 24 Reihen sind. Diese Werte wurden an den ungespannten, fertigen Socken gemessen.
Diese optischen Unterschiede und die, in meinem Fall entspanntere, Handhaltung sind ausschlaggebend, sodass ich grundsätzlich bei meinen bewährten Colibris bleiben werde.
Allerdings hat das Sockenwunder gerade für Anfänger*innen und alle, die Respekt vor dem Nadelspiel haben große Vorteile: Mit der einzelnen Nadel strickt es sich sehr schnell, zudem ist die Handhabung leichter als die von fünf Nadeln.
Claudia Wendler am
Ich kann das ungleiche Maschenbild nicht bestätigen. Jedoch ergibt sich für die Nadelspielstricker(innen), dass es halt mit so einer kurzen Rundstricknadel ein ungewohntes Handling ist. Ich stricke mit dem Sockenwunder und dem Nadelspiel und erhalte immer ein gleichbleibendes Maschenbild. Für mich gilt: Sockenwunder ab Sockengröße 36+ und Nadelspiel für Baby- und Kindersocken. Klappt immer! Allerdings beginne ich auch immer von der Spitze, funktioniert für mich auch besser.
Lena-Marie am
Liebe Claudia,
danke für deinen Kommentar! Arbeitest du denn sowohl Spitze als auch Ferse mit verkürzten Reihen und damit die komplette Socke mit dem Sockenwunder?
LG, Lena-Marie
utehirt am
wie kann ich die praktischen Rundnadeln kaufen?
Lena am
Liebe Ute,
wenn du in eine Suchmaschine deiner Wahl “addi Sockenwunder kaufen” eingibst, werden dir zahlreiche Onlineshops angezeigt, bei denen du es erwerben kannst.
Alternativ kannst du im gut sortierten Fachhandel fragen.
Viele Grüße,
Lena
Deleted User am
Halo Lena,
ich habe eine Frage und noch keine Erfahrung mit dem Sockenwunder. Würde es gern zum Ärmelstricken anschaffen , denkst Du das wäre eine gute Idee ?
Vielem Dank und viele Grüße
Yvonne
Lena am
Liebe Yvonne,
ich denke, dass du mit dem Sockenwunder auch gut Ärmel stricken kannst, wenn die nicht extrem weit werden sollen und entsprechend viele Maschen brauchen. Gerade in Runden geht das Stricken mit dem Sockenwunder wirklich schnell!
LG Lena
Deleted User am
Sehr interessant der Vergleich!
Deleted User am
Bei mir wars `gerade andersrum. Mit dem Sockenwunder wurde das Gestrick viel fester und kleiner. Ich hab total verkrampfte Finger bekommen und die Finger haben mit der Zeit richtig weh getan. Irgendwie ist das nix für mich. Mit dem guten alten Nadelspiel ging es viel schneller und ich werde wie bei hunderten Socken vorher dabei bleiben.