“Beidseitig je 1 Masche zunehmen”: Wer Bekleidung stricken möchte, kommt um diesen Ausdruck und damit auch um formgebende Zunahmen kaum herum. Nicht immer verrät die Anleitung jedoch, welche Technik genau auszuführen ist. Wir stellen Euch daher drei Varianten vor, die Ihr abhängig von Muster und persönlichen Vorlieben wählen könnt.
Die Probestücke
Alle Probestücke haben wir mit den Symfonie-Nadeln von KnitPro angefertigt, die Ihr auch aus unseren bebilderten Techniktutorials kennt. Die wunderschön gemusterten Holznadeln sind dank ihrer glatten Oberfläche für so ziemlich jedes Garn geeignet. Zudem laufen die Spitzen relativ schmal zu, was auch das Durchführen komplexerer Techniken ermöglicht. Aus Kooperationen zwischen KnitPro und Garnherstellern entstehen übrigens immer wieder Holzstricknadeln in anderen Färbungen, haltet also die Augen offen …
Formgebende Zunahmen bei krausem und glatt linkem Gestrick
Formgebende Zunahmen sind bei krausem und glatt linkem Gestrick besonders einfach. Hier müsst Ihr nicht unbedingt auf die Neigung der Zunahme achten, da sie durch die Wellenstruktur der Maschen kaschiert wird. Wenn es also darum geht, beidseitig eine Masche zuzunehmen, könnt Ihr einfach 1 Masche rechts bzw. links verdoppeln. Zudem eignet sich das Verdoppeln von Maschen besonders gut, wenn die Zunahme direkt an den Außenrändern, also in der ersten oder letzten Masche, erfolgen soll.
Links: Glatt links mit 1 M li verdopp; rechts: Kraus rechts mit 1 M re verdopp
Formgebende Zunahmen in (rechten) Hinreihen
Durch die glatte Oberfläche rechter Maschen ist bei ihnen die Neigung der Zunahme im Gestrick besonders deutlich zu sehen. Wenn die Zunahmelinie an einer versteckten Stelle oder durch die Garnstruktur nicht auffällt, könnt Ihr natürlich immer auf “1 M re verdopp” oder “1 M zun” zurückgreifen. Soll Euer Projekt jedoch extra professionell wirken, solltet Ihr die Zunahme passend zum Verlauf der Schräge wählen.
Hier findet Ihr den Merkzettel zu formgebenden Zunahmen in rechten Reihen, nachfolgend findet Ihr eine ausführlichere Erklärung zu den verschiedenen Techniken.
Zunahmen durch Umschläge
Nach dem Verdoppeln einer Masche gehört der Umschlag wohl zu den einfachsten Techniken, um die Maschenzahl zu erhöhen. Dabei ist es auch möglich, KEIN Loch im Gestrick zu erzeugen. Dafür muss der Umschlag lediglich verschränkt abgestrickt werden. Ein normaler, verschränkt abgestrickter Umschlag erzeugt eine nach links geneigte Zunahme. Um eine nach rechts geneigte Zunahme zu erzeugen, muss der Umschlag umgekehrt gebildet werden. Wie das funktioniert, haben wir Euch hier schon einmal gezeigt. Auf dem Merkblatt weiter unten findet Ihr aber auch noch einmal die Beschreibung.
Wie Ihr seht, fügt sich die Zunahme relativ unauffällig in das Gestrick ein. Auch wenn durch das verschränkte Abstricken der Umschlag verdreht wird und somit keine große Öffnung entsteht, können abhängig vom Garn und vom persönlichen Strickstil kleine Löcher entstehen. Schließlich hat die neugebildete Masche keine Verbindung zu der darunterliegenden Reihe.
Denkt jedoch immer daran, dass die formgebende Zunahme erst mit der zweiten Reihe fertiggestellt ist, in der der Umschlag verschränkt abgestrickt wird.
Zunahmen aus dem Querfaden
Was formgebende Zunahmen angeht, ist die Zunahme aus dem Querfaden wohl am häufigsten vertreten, da sie im Gestrick sehr unauffällig ist.
Lediglich zwei minimale Schwierigkeiten gibt es. Zum einen kann das verschränkte Abstricken des aufgenommenen Querfadens manchmal etwas knifflig sein. Zweitens muss man sich merken, wie der Querfaden aufgenommen wird, um die gewünschte Neigung zu erzielen. Wie gut, dass Ihr dafür lediglich zu unserem Merkblatt weiter unten scrollen müsst!
Wer sich die Zunahme noch einmal Schritt für Schritt anschauen möchte, findet hier die nach links geneigte Variante (die “Standardvariante”) und hier die nach rechts geneigte Version.
Gehobene Zunahmen
Besonders raffiniert wird es mit gehobenen Zunahmen. Wie es der Name schon verrät, wird bei diesen formgebenden Zunahmen eine Schlinge aus der Vorreihe hoch gehoben, um mit dieser eine Zunahme zu bilden. Gestrickt sieht das ganze dann so aus:
Da hier in den “Kragen” der rechten Maschen eingestochen wird, ist der Vorgang etwas komplexer, aber wie bei jeder neuen Technik gilt: Übung macht den Meister! Apropos Übung: Um herauszufinden, welche Zunahmetechnik am besten zu Eurem Projekt passt, könntet Ihr die verschiedenen Zunahmen in die Maschenprobe einbauen. Am linken Rand würdet Ihr 1 M li geh zun arbeiten, am rechten Rand 1 M re geh zun.
Formgebende Zunahmen in (linken) Rückreihen
Alle Vor- und Nachteile, die verschiedenen Zunahmetechniken aufweisen, treffen natürlich auch auf ihre Ausführung in linken Reihen zu. Da die rechts gestrickte Hinreihe als “Standard” angesehen wird, bezieht sich die Beschreibung im Kürzel der Zunahmenabkürzung auf das Erscheinen auf der rechten Vorderseite des Gestricks.
Wenn statt einer rechten eine linke Masche zugenommen werden soll, ändert sich an der Ausführung der Zunahme lediglich, dass die aufgenommene Schlinge/Querfaden/Umschlag links abgestrickt wird. Und das war es auch schon zu den Zunahmen (obwohl, seien wir ehrlich, das war jetzt ganz schön viel Text).
Was ist Eure bevorzugte Zunahmetechnik? Verratet es uns in den Kommentaren!