Habt Ihr auch noch dieses eine Knäuel weiße Sockenwolle in Eurem Garnvorrat, bei dem Ihr einfach nicht wisst, was Ihr damit anfangen sollt? Wolltet Ihr schon immer einmal Euer eigenes Garn färben, aber Euch keine teure Ausrüstung dafür zulegen? Liegt in Eurer Küchenschublade vielleicht auch noch ein Tütchen Ostereierfarbe? Dann seid Ihr bestens ausgerüstet für unseren Workshop, denn alle anderen Materialien und Werkzeuge findet Ihr in Eurem Haushalt. Wir zeigen Euch, wir Ihr langweiligen Garnen kinderleicht einen frischen Anstrich verpasst.
Materialien und Werkzeuge
Das Färben mit Ostereierfarbe ist eine tolle Möglichkeit, um erste Färbeversuche zu unternehmen, denn die Materialien sind kostengünstig und meist vollständig im Haushalt vorhanden. Auf der Liste unten findet Ihr alles, was Ihr für Eure eigene kleine „Färbeparty“ benötigt. Wir haben für unsere Stränge die Ostereierfarbe in Tablettenform sowie Lebensmittelfarbe in Pulverform verwendet. Im Gegensatz zu professionellen Säurefarben ist die Lebensmittelfarbe jedoch nicht dauerhaft licht- und waschbeständig, deshalb solltet Ihr die gefärbten Stücke möglichst immer mit einem milden Waschmittel per Hand waschen.
Ihr braucht…
• weißes/naturfarbenes Garn mit hohem Anteil tierischer Fasern (z.B. klassische Sockenwolle)
• klaren Tafelessig
• Ostereierfarbe (flüssig oder fest)
• Schüsseln/Gläser zum Anrühren der Farbe
• Schüsseln/Eimer zum Einweichen/Ausspülen
• Baumwollgarn zum Abbinden
• Backblech und Müllbeutel als Unterlage
• große Spritzen (60–100 ml), Löffel oder kleine Fläschchen zum Aufbringen der Farbe
• Schalen zum Tauchfärben
• Einweghandschuhe
• Handtücher/Salatschleuder
• Bratschlauch
• Feinwaschmittel/mildes Shampoo
Vorbereitung
Vor dem Färben muss das Garn vom Knäuel zum Strang gewickelt werden.
Am einfachsten funktioniert das Wickeln mithilfe einer Haspel, Ihr könnt aber auch Stuhllehnen oder Eure Arme zu Hilfe nehmen. Je länger der Strang ist, umso länger ist auch der spätere Musterrapport. Knotet zunächst die beiden Enden des Stranges zusammen (Bild 01). Trennt den Strang ungefähr in der Mitte (Bild 02), legt einen hellen Baumwollfaden in Achterform um die beiden Stranghälften (BIld 03) und verknotet diesen. Achtet darauf, dass der Abbindefaden möglichst locker um das Garn liegt und den Fäden viel Platz bietet. Das ist wichtig, damit beim Färben kein Batikeffekt entsteht und damit das Garn später schneller trocknen kann. Es reicht, den Strang an vier Stellen abzubinden (Bild 04). Das Baumwollgarn nimmt die Farbe kaum an, sodass es später noch gut zu erkennen ist.
Das Beizen
Bevor es jetzt mit dem Färben losgehen kann, muss die Wolle noch gebeizt werden. Dazu legt Ihr sie (am besten über Nacht) in eine Mischung aus vier Teilen Wasser und einem Teil Essig. Dabei ist wichtig, dass die Wolle komplett in die Beize eingetaucht ist. Deckt Eure Schüssel oder den Eimer mit einem Deckel oder gut mit Klarsichtfolie ab, um den Essiggeruch nicht in der ganzen Wohnung zu haben. Durch das Beizen richten sich die Schuppen an den Fasern auf, sodass die Farbe besser in die Fasern eindringen kann.
Kurz bevor Ihr dann mit dem Färben beginnt, nehmt Ihr Euer Garn aus der Beize und drückt es sorgfältig aus. Zum Färben sollte das Garn immer noch feucht, aber nicht tropfnass sein. Nun habt Ihr verschiedene Möglichkeiten, um Euer Garn zu gestalten.
Methode 1: Hand-Painted
Bei dieser Technik wird die Farbe gezielt auf den Strang aufgebracht, um individuelle Effekte zu erzielen. Ihr benötigt dazu die kleinen Fläschchen, Löffel oder Spritzen.
Legt den gebeizten und gut ausgedrückten Strang auf das Backblech, das Ihr mit einem aufgeschnittenen Müllbeutel abgedeckt hat (Bild 01). Wenn es Eure Arbeitsfläche zulässt, könnt Ihr den Strang auch ganz gerade auslegen, dann könnt Ihr besonders genaue Farbrapporte “aufmalen”.
Mischt die Farben in warmem Wasser an und gebt jeweils noch einen Schuss Essig hinzu. Je Farbtablette oder Beutel haben wir 200 ml Wasser verwendet. Legt Euer Werkzeug zum Verteilen der Farbe bereit (Bild 02).
Um den Farbton zu testen, könnt Ihr einen Faden des zu färbenden Garns in die jeweilige Farbe tauchen (Bild 03).
Die Farbintensität ist nicht von der Menge des Wassers abhängig, sondern wie viel Pigment auf dem Garn landet. Nun könnt Ihr die Farbe auf dem Garn verteilen (BIld 04). Beginnt dabei mit der hellsten Farbe.
Achtet darauf, dass die Farbe auch in die unteren Schichten des Strangs durchdringt und knetet die Farblösung bei Bedarf ein (Bild 05). Wenn Euer Strang relativ kurz und damit entsprechend dick ist, müsst Ihr den Strang gegebenenfalls auch einmal wenden, um auch die Unterseite mit Farbe zu versehen. Reinigt Euer Werkzeug gut oder verwendet mehrere Löffel oder Spritzen, wenn Ihr mit der nächsten Farbe beginnt (Bild 06), damit der Farbton nicht verfälscht wird. Weil das Garn feucht ist, verteilen sich die Farben automatisch etwas und laufen ineinander. Lasst daher genug Abstand zwischen den Farben, wenn Ihr dies vermeiden möchtet oder lasst nur kleine Bereiche frei (Bild 07), um gezielt Farbverläufe zu erzeugen. Wenn Ihr mit der Farbverteilung zufrieden seid, hebt den Strang vorsichtig an. Das ablaufende Wasser sollte fast klar sein, denn dann hat das Garn die Pigmente gut aufgenommen (Bild 08). Drückt den Strang aus, legt ihn in einen Bratschlauch und fahrt mit den Schritten unter „Farbe fixieren“ fort.
Methode 2: Tauchen
Beim Färben im Tauchbad könnt Ihr breite Farbabschnitte erzielen, die sanft ineinander übergehen.
Wie auch beim Hand-Painting muss das Garn zunächst gebeizt werden.
Für das Tauchfärben werden die Schalen benötigt. Besonders gut eignen sich dafür solche Aluschalen oder auch leere Eispackungen. Stellt Eure Schalen auf das abgedeckte Backblech bzw. die Arbeitsfläche (Bild 01). Rührt die Farben mit einem Schuss Essig in den Schalen an und legt den Strang darauf (Bild 02). Mithilfe eines Löffels könnt Ihr den Strang in das Farbbad tauchen sowie die Übergänge zwischen den Schalen beträufeln (Bild 03). Nach einigen Minuten könnt Ihr den Strang bereits anheben und das überschüssige Wasser ausdrücken (Bild 04). Achtet dabei darauf, jeden Farbabschnitt über die jeweilige Schale zu halten, damit sich die Farben nicht vermischen. Bei einem zweiten Durchgang mit denselben Farben wird das Ergebnis weniger intensiv, die Farben blasser, da das Garn bereits einen Großteil der Pigmente aus der Lösung aufgenommen hat.
Nachdem die Stränge ausgedrückt wurden, werden Sie ebenfalls in einen Bratschlauch gelegt.
Farbe fixieren
Damit die Farbe sich nicht auswäscht, muss sie durch Hitze fixiert werden.
Legt die Stränge in ihren Bratschläuchen auf das Backblech und erhitzt diese für ca. 60 min bei 100°C im Backofen (Bild 01).
Vorsicht, wenn Ihr das Garn aus dem Ofen nehmt, ist es sehr heiß! Lasst die Stränge offen liegend abkühlen (Bild 02). Auch nach dem Färben sind die abgebundenen Stellen durch das Baumwollgarn leicht zu erkennen (BIld 03). Wählt zwei gegenüberliegende Schlaufen, um den Strang daran hochzuheben.
Tipp: Statt im Backofen könnt Ihr das Garn auch in der Mikrowelle fixieren. Legt es dazu ebenfalls in einen Bratschlauch oder in ein mikrowellenfestes Gefäß mit Deckel und erhitzt den Strang dreimal für je zwei Minuten auf höchster Stufe. Achtung beim Herausnehmen: Das Garn ist sehr heiß!
Ausspülen und trocknen
Nach dem Fixieren muss die überschüssige Farbe ausgespült werden.
Greift die zwei gegenüberliegenden Schlaufen jeweils mit Zeige- und Mittelfinger einer Hand, um den Strang anzuheben (Bild 01). Spült den Strang nun in einer Schüssel oder einem Eimer mit klarem, handwarmem Wasser aus (Bild 02). Durch Wiegen sowie Auf- und Abbewegen der Arme wird der Strang sanft durch das Wasser gezogen. Dabei ist es völlig normal, dass noch Farbe aus dem Garn austritt (Bild 03).
Wechselt das Wasser und führt einen zweiten und gegebenenfalls auch einen dritten Spülgang durch, bis das Wasser wieder klar ist und keine überschüssige Farbe mehr austritt (Bild 04).
Anschließend solltet Ihr das Garn noch einmal mit einem milden Waschmittel oder Shampoo waschen. Am praktischsten sind hier spezielle Wollwaschmittel, die nicht ausgespült werden müssen (Bild 05).
Drückt den Strang anschließend wieder gut aus.
Die überschüssige Restfeuchte könnt Ihr mithilfe einer Salatschleuder (Bild 06) oder durch Ausdrücken in einem Handtuch entfernen (Bild 07).
Damit die Stränge schnell trocknen, solltet Ihr diese breit gefächert auf einen Wäscheständer legen, damit die Luft ungehindert zirkulieren kann (Bild 08). Dafür ist es notwendig, dass die Abbindeschlaufen groß genug sind, damit die einzelnen Fäden möglichst neben- und nicht übereinander liegen. Obwohl die Stränge sich nach dem Ausdrücken oder Schleudern bereits recht trocken anfühlen können, kann noch so viel Restfeuchte im Garn stecken, dass die Stränge anfangen zu tropfen. Legt daher zur Sicherheit einen alten Teppich oder ein Tuch unter die Stränge. Ehe Ihr die Stränge wieder wickelt, sollten diese vollständig trocken sein, damit sich kein Schimmel bildet.
Strang wickeln
In einem Strang kommen handgefärbte Garne am besten zur Geltung.
Führt Eure Hände durch beide Enden des Strangs (Bild 01) und haltet ihn gespannt.
Beginnt nun mit einer Hand den Strang einzudrehen (BIld 02), bis sich der Strang von alleine „einkordeln“ würde, haltet ihn jedoch weiterhin gerade gespannt.
Führt dann die beiden Enden zueinander. Fixiert dabei die Mitte des Strangs mit einem Finger, dem Ellbogen oder auch dem Kinn (Bild 03). Steckt das eingedrehte Ende des Stranges durch die verbleibende Öffnung zwischen beiden Stranghälften am anderen Ende (Bild 04). Lasst die Mitte los, damit der Strang sich automatisch eindreht.
Tipp: Wickelt das Garn erst zu einem Knäuel, wenn Ihr mit einem Projekt beginnt, damit das Garn weniger Spannung ausgesetzt ist.
Tipps und Tricks
Das Färben mit Lebensmittelfarben ist keine genaue Wissenschaft. Lasst Eurer Kreativität freien Lauf!
Mit großen Spritzen lassen sich sowohl kleine Farbtupfer als auch große Bereiche gestalten. Schaut in Eurem Haushalt nach, was noch verwendet werden könnte: Pinsel, Schwämme, Löffel, Zahnbürsten… (Bild 01). Auch kleine Fläschchen, etwa solche für den Reisebedarf, sind ideal zum Färben (Bild 02).
Die Ergebnisse bei Lebensmittelfarben sind nicht immer vorhersehbar. Der hier gezeigte Farbabschnitt sollte eigentlich Schwarz werden (Bild 03). Die Farbe hat sich jedoch in ihre Bestandteile aufgetrennt, was zu einem blauen Bereich mit gelben Rändern geführt hat.
Gerade bei Eierfarben sind oft nur die Grundfarben verfügbar. Diese könnt Ihr jedoch ganz nach Bedarf mischen und ein kräftiges Petrol oder ein intensives Lila kreieren (Bild 04). Um besonders intensive Farbsprenkel auf das Garn zu bekommen, könnt Ihr die Tabletten auch zerreiben und dann als Pulver auf das feuchte Garn streuen.
Habt Ihr jetzt auch Lust bekommen, eigene Garne zu färben? Wenn Ihr Fragen habt, schreibt uns einfach einen Kommentar und den Beitrag. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Experimentieren!
Gertrud Splitt am
…..guter Artikel, habe dazu gelernt…..