Im letzten Stoffkunde-Beitrag habe ich Euch bereits in die Welt der Textilien mitgenommen, gehen wir noch tiefer in die Thematik und lernen noch mehr über die verschiedenen Rohstoffe und Stofffasern. Denn ohne unsere geliebten Stoffe kämen wir beim Nähen nicht sehr weit. Damit läuten wir den kurzen Exkurs in der neuen Rubrik ein – willkommen bei der Textilkunde!
Die Rohstoffe, aus denen die Stoffe hergestellt werden, können in verschiedene Klassen aufgeteilt werden: pflanzliche, tierische und chemische Fasern. Wir stellen Euch zuerst die Pflanzenfasern vor. Sie gehören zu den ältesten Materialien der Welt, die kultiviert, geerntet und verarbeitet wurden. Bereits im alten Ägypten wurden Flachsfasern verwebt, um feines Leinen herzustellen. Die Pflanzenfasern gehören mit den Fasern tierischen Ursprungs zu der Gruppe der Naturfasern. Der Name ist einleuchtend, da die Rohstoffe aus der Natur entstammen und ohne chemische Behandlung auskommen.
Drei Fasertypen
Die Pflanzenfasern werden wiederum in drei Untergruppen aufgeteilt: Samenfasern, Bastfasern und Hartfasern. Die Namen gehen teilweise darauf zurück, woher die gewonnenen Fasern stammen, entweder aus Samen oder aus dem Bast der Pflanze. Die Hartfasern haben dagegen gemeinsam, dass sie besonders reißfest und stabil sind.
Alle herkömmlichen Pflanzenfasern
Name | Englische Bezeichnung | Kurzbezeichnung | Ursprung | Eigenschaft |
---|---|---|---|---|
Baumwolle | Cotton | CO | Samenhaare der Baumwollfrucht | Hautfreundlich, hohe Saugfähigkeit, allergiker-freundlich |
Hanf | Hemp fibre | HA | Bast der Hanfpflanze | Reißfest |
Henequen | Henequen | HE | Blätter der Henequen-Agave | Sehr steif |
Jute | Jute | JU | Stängel der Jutepflanze | Seidiger Glanz, hohe Saugfähigkeit und Dehnbarkeit |
Leinen | Linen | LI | Stängel der Flachspflanze | Antibakteriell, reißfest |
Manila | Manila | AB | Blattscheiden der Abacá (Manilahanf) | Reißfest |
Ramie | Ramie | RA | Bast aus den Stängeln | Ähnlich wie Leinen |
Sisal | Sisal | SI | Blätter der Sisal-Agave | Ähnlich wie Henequen |
Die Liste ist bei Weitem nicht vollständig. Es gibt noch zahlreiche andere Rohstoffe, die in der Textilindustrie verwendet werden, wie etwa Kapok aus dem Kapokbaum oder Kokosfaser aus den Kokospalmenfrüchten.
Anhand der verwendeten Materialien können wir die unterschiedlichen Eigenschaften von Stoffen ableiten. Dadurch könnt Ihr bereits beim Stoffkauf darauf achten, dass Ihr die richtigen Textilien für Eure Projekte aussucht. Gerade bei Kleidungsstücken ist das kein unwichtiger Punkt, weil die Rohstoffe einen großen Einfluss auf das Tragegefühl und den -komfort haben. Im nächsten Teil der Textilkunde gehen wir auf die tierischen Fasern ein und klären, welche es gibt, woher sie kommen und welche Eigenschaften sie besitzen.
Text: S. Prautzsch, Ngoc Quynh Vy Nguyen; Bild: shutterstock