Nachdem wir im letzten Beitrag die Pflanzenfasern kennen gelernt haben, kommen wir jetzt zur nächsten Untergruppe der Naturfasern: den Tierfasern. Im Gegensatz zu den pflanzlichen Fasern gibt es unzählige Fasern tierischen Ursprungs. Denn nahezu alle tierischen Haare können zu Garn, Filzmaterial oder Stoff weiterverarbeitet werden. Manche Tiere kennen wir aus der heimischen Landwirtschaft wie etwa Schafe, andere wiederum nur vom Hörensagen wie etwa die Kaschmirziege. Aber egal, von welchem Tier der Rohstoff stammt, wir lieben und schätzen die wunderbaren Eigenschaften des Materials – von weich und glänzend bis wärmespeichernd und anschmiegsam ist alles vorhanden.
Tierfasern werden seit vielen Jahrhunderten geschoren und verwoben. Gerade Textilien, die aus Fellhaaren wie Angora- oder Schafswolle angefertigt sind, werden wegen ihrer guten Isolierung gerne zu Bekleidungen verarbeitet. Seit der Entstehung der Seidenstraße begann in Mitteleuropa der Handel mit Seidenstoffen, die durch ihren Glanz und seidigen Fall besonders gefragt waren. Die Gewinnung der begehrten Seidenfasern aus Raupenkokons wurde zuerst in Asien entdeckt und hat sich als eigener Wirtschaftszweig etabliert.
Unterscheidung der Fasern
Die Fasern tierischen Ursprungs können in drei Gruppen eingeteilt werde: aus Wolle und feine Haare, grobe Tierhaare und Seidenfasern. Die Woll- und Seidengruppe werden vor allem als Rohstoffe für Stoffe und Garne verwendet, hingegen die groben Tierhaaren meist als Wattierung oder Polstermaterial verwendet werden.
Alle gängigen Tierfasern
Name | Engl. Bezeichnung | Kurzbezeichnung | Ursprung | Eigenschaften |
---|---|---|---|---|
Alpaka | Alpaca | WP | Fellhaare des Alpakas | Leicht, glänzend, hohes Wärmerückhaltevermögen, kaum verfilzbar |
Angora | Angora | WA | Fellhaare des Angorakaninchens | Gute Wärmespeicherung, hohes Tragekomfort und Wasserabsorption |
Guanako | Guanaco | WU | Fellhaare des Guanako | Siehe Alpaka |
Kamelhaar | Camel | WK | Fellhaare des Kamels | Weich, hohe Wasserabsorption, anschmiegsam |
Kanin | Rabbit fur | WN | Fellhaare von Kaninchen | Sehr fein und leicht, gute Wärmespeicherung |
Kaschmir | Cashmere | WS | Fellhaare der Kaschmirziege | Gute Wärmespeicherung, atmungsaktiv, sehr weich |
Lamawolle | Lama wool | WL | Fellhaare des Lamas | Glänzend, leicht und isolierend gegen Wärme und Kälte |
Maulbeerseide | Mulberry silk | SE/S | Kokonmaterial des Maulbeerspinners | Feine und glatte Oberfläche, isolierend gegen Wärme und Kälte |
Mohair | Mohair | WM | Fellhaare der Angoraziege | Schöner und leichter Fall, wärmeregulierend, glänzend |
Rinderhaar | Cattlehair | HR | Fell- oder Schweifhaare von Rindern | Feiner und weicher als Rosshaar |
Rosshaar | Horsehair | HS | Lange Fell-, Mähnen- und Schweifhaare von Pferden | Hohe Sprungkraft, glänzend, robust |
Schafswolle/-schurwolle | Lamb's wool | WO/WV | Fellhaare von Schafen | Hohe Wärmehaltvermögen und Elastizität |
Tussahseide | Tussah silk | ST | Kokonmaterial des Tussahspinners | Charakteristische Oberflächenstruktur, isolierend gegen Wärme und Kälte |
Vikunja | Vicugna | WG | Fellhaare vom Vikunja | Siehe Alpaka |
Yakwolle/ -schurwolle | Yak wool | WY | Fellhaare des Yaks | Hohe Wärmespeicherung, grober als Kaschmir, meist mit Rinderhaar vermischt |
Ziegenhaar | Goat hair | HZ | Fellhaare von Ziegen | Glatt, steifer Griff, strapazierfähig |
Auch hier wurden nicht alle Tierfasern aufgelistet, da es sonst die Liste sprengen würde. Stattdessen haben wir die bekanntesten Fasern aufgezählt, von denen einige von Euch sicherlich schon mal gehört oder sie sogar schon gekauft haben.
Wie wäre es mit dem Cape aus der Simply Nähen 01/2016 aus Wollstoff mit Kaschmir? Was ist Euer liebster Stoff aus Tierfasern?
Text: S. Prautzsch, Ngoc Quynh Vy Nguyen; Bild: shutterstock