Für manche ist es eine Lebenseinstellung, für andere nur eine kostengünstige Alternative: der Griff zum Kunstleder. Dank des Lederimitats, wie der Stoff auch bezeichnet wird, können Kleidungsstücke genäht werden, die zwar optisch der gegerbten Haut ähneln, aber von keinem Tier stammen. So können auch VeganerInnen oder VegetarierInnen problemlos stylische Jacken oder Taschen aus Kunstleder tragen, ohne dabei Gewissensbisse zu haben. Aber was genau ist eigentlich Lederimitat?
Herstellung von Kunstleder
Kunstleder ist, wie der Name schon sagt, ein Gewebe aus Kunststoff. Dabei wird das künstliche Obermaterial, wie etwa Weich-PVC, auf ein textiles Grundgerüst aufgetragen. Anschließend wird auf der Oberfläche eine lederähnliche Struktur eingeprägt. Je nach Qualität ist der Rapport der Maserung mal größer oder mal kleiner, sodass die Oberseite Leder täuschend ähnlich sieht. Gegenüber Echtleder ist Lederimitat günstiger, waschbar, robuster und pflegeleichter. Aber das künstliche Gewebe hat auch Nachteile und zwar ist Kunstleder weder atmungsaktiv noch wasserdampfdurchlässig, sodass der Tragekomfort eingeschränkt ist.
Aufgrund der Herstellungsweise unterscheidet sich Lederimitat stark von Web- und Maschenstoffen, die aus gewebten oder verschlungenen Fäden bestehen. Diesen Unterschied macht sich vor allem bei der Verarbeitung bemerkbar.
Kunstleder nähen
Anstatt mit der Schneiderschere zuzuschneiden, sollte Lederimitat mit einer scharfen Haushaltsschere geschnitten werden, da das Material die Klingen schneller abstumpft. Bei geraden oder leicht gewölbten Kanten ist ein Rollschneider mit Schneidematte dagegen die bessere Wahl.
Steckt auf keinen Fall mit Stecknadeln fest, da sie Löcher im Material hinterlassen. Stoffklammern sind dagegen unbedenklich, weil sie das Gewebe nicht perforieren. Wenn mitten im Stoff etwas gesteckt werden soll, hilft Wonder Tape weiter. Wonder Tape ist ein dünnes, beidseitiges Klebeband, das sich im Wasser auflöst.
Dicke Kunstlederstoffe sollten am besten mit einer Ledernadel genäht werden, die stabiler als eine Universalnadel ist und somit weniger schnell abbrechen kann. Ansonsten reicht bei dünnen Textilien auch eine Universalnadel mit etwa 90 NM Stärke aus.
Verwendet eine Stichlänge von 3–4 mm, da sonst der Stoff entlang der Naht aufreißen kann.
Außerdem hilft ein Antihaftfuß bzw. ein Rollenfuß, falls das glatte Textil sich nur schwer transportieren lässt. Alternativ könnt Ihr Backpapier zwischen Nähfuß und Stoff legen, das Ihr anschließend abreißt. Oder klebt kleine Streifen beidseitiges Klebeband auf dem Fuß auf, sodass die glatte Abziehfolie zum Gewebe hin zeigt. So vermindert Ihr die Haftung des Nähfußes an der glatten Stoffoberfläche.
Lederimitat bügeln, waschen und lagern
Bügelt immer nur mit einem Bügeltuch und testet zuvor an einem Reststück, welche Temperatur Ihr einstellen müsst, damit das Material nicht schmilzt. Denn durch den Kunststoff ist Kunstleder hitzeempfindlich. Falls sich die Nahtzugaben nicht auseinanderbügeln lassen, könnt Ihr sie stattdessen mit einem Hammer glatt klopfen. Am besten eignen sich dafür Kreativhammer, die einen weichen Hartgummikopf besitzen und so das Gewebe nicht beschädigen können. Kunstleder darf niemals zum Lagern gefaltet werden, da dadurch Knicke im Material entstehen, die sich unter Umständen nicht mehr ausbügeln lassen. In der Regel kann Kunstleder für Bekleidung problemlos bei etwa 30 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden. Um Kleidungsstücke vor Kratzern und Ähnlichem zu schützen, empfiehlt es sich, diese auf links zu wenden und/oder in einen Wäschesack zu legen.
Wenn Ihr Euch der Herausforderung, Kunstleder zu nähen, stellen wollt, könnt Ihr als Erstes das Federmäppchen Goldi aus Simply Kreativ Näh-Bibel Vol. 5 05/17 anfertigen, um ein Gefühl für das Material zu entwickeln. Anschließend könnt Ihr Euch an einen Rock aus Simply Kreativ Nähmode-Special Selbst genäht 01/17 oder an eine geräumige Tasche aus Simply Kreativ Taschen-Näh-Ideen Vol. 2 03/17 wagen.
Was sind Eure besten Tipps und Tricks beim Nähen von Lederimitat?
Bilder: shutterstock; Modellbilder: Manja Elsässer